Er ist und bleibt ein Schlitzohr. Und er liebt die taktischen Spielchen vor großen Spielen. Mit Heung-min Son in der Startelf im Hinspiel des Sechzehntelfinales der Europa League ist die Vernebelungstaktik von Tottenham-Trainer José Mourinho aufgegangen. Beim WAC hatte man bis eine Stunde vor dem Spiel nicht mit dem Top-Stürmer (17 Treffer und zwölf Assists in dieser Saison) gerechnet. Mit der Nummer 1, Hugo Lloris, im Tor statt Euro-League-Keeper Joe Hart setzte Tottenham auf einen Weltmeister. Die Lavanttaler wurden ernst genommen.

Son aber auch Gareth Bale oder Lucas Moura waren für den WAC kaum in den Griff zu bekommen. Für das Rückspiel droht nun auch noch Harry Kane den Angriff zu verstärken. Der Kapitän der englischen Nationalmannschaft musste am Donnerstag noch verletzungsbedingt passen. Schon am Wochenende in der Liga soll er wieder im Einsatz sein. Mit dem Ergebnis und der Leistung in den ersten 45 Minuten war Mourinho hochzufrieden. "Wir sind mit einem Bein im Achtelfinale. Es hat am Beginn sogar so ausgesehen, dass wir fünf oder sechs Tore schießen können. Ein Fehler von uns in Ballbesitz hat das Spiel dann verändert", sagt der Portugiese. 

Der Sieg ist am Ende vielleicht um ein Tor zu hoch ausgefallen. Der WAC kam in der ersten Hälfte durch Dejan Joveljic und dem erneut glücklosen Dario Vizinger zu guten Chancen. Trainer Ferdinand Feldhofer musste reagieren und stellte zur Pause mit der Hereingabe von Neuzugang Gustav Henriksson defensiv auf eine Dreierkette um. Der WAC fand besser ins Spiel. Christopher Wernitznig nützte eine schlechte Ballannahme von Moussa Sissoko im Strafraum und nahm das Foul wie gewohnt an. Wie vor dem Spiel angekündigt schnappte sich Kapitän Michael Liendl trotz zweier Fehlversuche in diesem Jahr den Ball und schickte Lloris mit einem verzögerten Zwischenschritt in die falsche Ecke. Wernitznig hatte wenig später mit einem Lattenpendler Pech. Das erhoffte Signal durch die Torlinientechnologie blieb aus.

"Die Niederlage war verdient. Wir haben in der ersten Halbzeit nicht gut genug verteidigt. Hinten war das in dieser Art und Weise gegen einen Gegner wie Tottenham zu wenig", sagt Feldhofer, der die Moral seiner Mannschaft nach dem 0:3-Rückstand lobte. Tottenham sei der erwartete Gegner der Marke Weltklasse gewesen. Sie hätten den WAC nicht einen Augenblick unterschätzt. "Sie wollten dominieren und haben uns kaum eine Sekunde atmen lassen. Das 1:0 hat uns auch etwas den Mut genommen", sagt Feldhofer.

Weil auch in Budapest die Auswärtstorregel gilt, müssten die Wölfe für einen Aufstieg ins Achtelfinale am kommenden Mittwoch vier Treffer erzielen und keinen kassieren. Dafür wäre das Wort Fußballwunder sogar noch etwas untertrieben.