"Es fühlt sich echt gut an.“ Unmittelbar nach dem ersten Training beim WAC ist die Erleichterung in der Stimme von Thorsten Röcher, der einen Tag nach der Vertragsunterzeichnung mit der Mannschaft ins Trainingslager ins slowenische Catez angereist war, nicht zu überhören. Ein schwieriges Halbjahr bei Ingolstadt mit nur einem Einsatz (14 Minuten im Pokal) stehen auf der Habenseite. „Der Herbst war völlig zum Vergessen. Ich habe das Kapitel Ingolstadt für mich abgeschlossen“, sagt der Niederösterreicher, der 2018 zu den Bayern wechselte und jetzt für eineinhalb Jahre in Wolfsberg unterschrieben hat. „Es hat schon im Sommer einen Flirt mit dem WAC gegeben. Jetzt hat es gepasst. Auf die Europa-League-Spiele gegen Tottenham freue ich mich riesig. Zudem kenne ich viele Spieler und der offensive Stil taugt mir.“
Im Gegensatz zu seinen früheren Stationen musste der 29-Jährige eine neue Rückennummer auswählen, da die Wunschnummern mit 29 von Manuel Kuttin und 27 von Michael Novak besetzt sind. „Ich habe mich für die 18 entschieden, weil ich meine Frau 2018 geheiratet habe und Philipp Huspek, einer meiner besten Freunde, die Nummer 18 bei Sturm hat. Das sollte gut passen“, sagt der Linksfuß mit breitem Grinsen.
Stichwort SK Sturm: Bei den Grazern hatte sich der Offensiv-Allrounder mit 25 Scorerpunkten in der Pflichtspielsaison 2017/18 erst für die zweite deutsche Bundesliga empfohlen. 2019/20 folgte ein weiteres einjähriges Leihgastspiel in der Steiermark. Abermals steuerte Röcher gute 13 Scorerpunkte bei. Warum es keine erneute Rückkehr zu Sturm gab? „Ganz einfach: Es hat sich keiner bei mir gemeldet. Seit dem Abgang im Sommer hat es keinen Kontakt mehr gegeben. Aber das muss man akzeptieren. Jetzt fange ich wieder bei null an.“ Der Ärger bei den Fans des Liga-Rivalen ist groß. Viele Anhänger hätten ihren einstigen Liebling gerne wieder in Schwarz-Weiß gesehen. Zumal der WAC dem Vernehmen nach keine Ablöse überweisen musste.
WAC-Trainer Ferdinand Feldhofer bezeichnet Röcher als „absoluten Wunschspieler“, der aber aufgrund der fehlenden Spielpraxis der vergangenen Monate Zeit brauche. „Ich habe aber schon beim ersten Training gemerkt, dass er brennt“, konstatiert Feldhofer. Dass es für einen Spieler im Ausland nicht immer klappt, könne viele Gründe haben. „Es passt auch nicht jeder nach Deutschland. Das haben wir auch bei Matthäus Taferner (kam im Sommer von Dynamo Dresden) gesehen“, sagt Feldhofer.
Gleich im ersten Bundesligaspiel des Jahres wartet am kommenden Sonntag Röchers Ex-Klub aus Graz. „Sturm hat wieder einen sehr guten Flow und es herrscht wieder gute Stimmung. Ich muss mich jetzt im Training beweisen. Fit bin ich zu 100 Prozent, aber die fehlende Matchpraxis ist sicher nicht so einfach abzuschütteln.“