Fast 30 Jahre war der Kärntner Walter Hofer FIS-Rennleiter im Skispringen. Sein Nachfolger ist seit dieser Saison der 51-jährige Italiener Sandro Pertile. Der Ex-Springer hat inmitten der Coronavirus-Pandemie ein schwieriges Startjahr. Erste Coronafälle im österreichischen Team rund um Weltcup-Titelverteidiger Stefan Kraft waren erst der Anfang. Schon tauchen erste Fragen auf, ob es durch Ausfälle nicht zu Wettbewerbsverzerrungen kommen könnte.
Die Skispringer haben im Gegensatz etwa zum Biathlon keine Streichresultate, bei den "Skijägern" hatte man die Anzahl der Streicher sogar von zwei auf vier Rennen erhöht. Bei den Skispringern gibt es eigentlich bisher nur eine Maßnahme im Regulativ: Teambewerbe wurden bisher erst ab zumindest acht Mannschaften gewertet, dies ist nun ab sechs möglich. Falls, wie eben zuletzt die Österreicher, ein ganzes oder mehrere Teams wegen Corona ausfallen.
"Wir hatten bis jetzt vier verschiedene Situationen, aber wir müssen sie erst analysieren, dann können wir die nächsten Schritte gehen", erklärte Pertile am Dienstag im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. "In Ruka hatten wir noch drei Fälle, zwei waren Betreuer in einem gemeinsamen Zimmer. Das kann passieren, wir sind wirklich in einer sehr schwierigen Situation überall auf der Welt. Auch wenn du alles richtig gut machst", so der Italiener und fügt hinzu, "100 Prozent sicher können wir nicht sein, wir müssen einiges Risiko nehmen. Aber die andere Möglichkeit ist, zu Hause zu bleiben. Und vielleicht ist man auch da nicht 100 Prozent sicher." Bei einem Athleten sei offenbar noch eine Covid-19-Erkrankung vom August nachgewiesen worden.
FIS-Vorschriften im eigentlichen Sinne gibt es nicht wirklich. "Bei uns ist die Regel, dass die nationalen Gesundheitsbehörden verantwortlich für die Richtlinien sind." Es kristallisieren sich aber mehrere PCR-Tests bzw. Antigentests innerhalb einer Woche bei normalem Wettkampf-Rhythmus heraus: vor der Anreise und nach der Ankunft sowie vor der Weiterreise.
Die FIS muss auf die jeweiligen Labors der Veranstalterländer vertrauen und hat nicht etwa eigene Test-Teams mit. "Sonst müssen wir zu Hause bleiben. Wir glauben, dass der Sport jetzt eine sehr wichtige Aufgabe hat." Man müsse die Leute zu Hause motivieren und auch ein positives Signal senden. Auch der Weltcup-Titelverteidiger, sprach Pertile Stefan Kraft an, werde nach ein paar Wochen wieder beim Tross sein.
Vorgaben wie Einzelzimmer, welche Art von Masken oder auch betreffend der Anreise gibt es vonseiten der FIS bisher nicht. "Die Entscheidung der FIS im September war, dass wir uns an die nationalen Gesundheitsregeln halten. Sonst vertrauen wir der persönlichen Verantwortung."
Eine Kurskorrektur hält Pertile vorerst nicht für nötig. "Wir glauben, dass wir mit Abstand und Masken die ganze Saison durchgehen, aber alles kann passieren." Auch die Skiflug-WM vom 11. bis 13. Dezember in Planica wird so abgehalten, natürlich ebenso ohne Zuschauer. Am Samstag werde es vor der Weiterreise den nächsten PCR-Test geben. Apropos Fans: Die österreichischen Veranstalter der Vierschanzen-Tournee in Innsbruck und Bischofshofen haben noch ein Hintertürchen für Publikum offen. "Ich bin normal sehr ehrlich, ich glaube, das ist illusorisch. Ich glaube, der nächste Bewerb mit Zuschauern wird Zakopane Mitte Jänner sein." Dort dürfe man derzeit bis zu 25 Prozent der Kapazität ins Stadion lassen.
Eine eventuell baldige Impfung gegen das Virus, geschweige denn eine direkte oder indirekte Impf-Pflicht sieht Pertile für die Wintersportler noch nicht nahen. "Ich glaube, dass wird uns in dieser Wintersaison nicht treffen. Wir sind nicht die oberste Priorität, die Leute, die im Krankenhaus und in Pflegeheimen arbeiten, sowie alte Leute werden Priorität haben." Und wenn Regierungen die Impfung für die Einreise vorschreiben? "Diese Situation werden wir innerhalb der FIS diskutieren, das ist eine Linie des ganzen Skiverbandes."