Lange wollte sich Nik Nikic das Ganze nicht mehr mit ansehen. Zunehmend wurde sein Sohn träger, Bewegung schien immer mehr zum Fremdwort zu werden, sein liebster Platz war die Couch. Chris war damals 18 Jahre alt, als ihn sein Vater mit einem metaphorischen Tritt in den Hintern vom Sofa wuchtete. Drei Jahre später überschritt der US-Amerikaner die Ziellinie beim Ironman in seinem Heimatbundesstaat in Florida – als erster Mensch überhaupt mit Trisomie 21.
Diese historischen 16 Stunden, 46 Minuten und 9 Sekunden sind mehr als nur eine Zeit. Sie bleiben ewiges Dokument für die Grenzenlosigkeit des Sports.
Am Anfang dieser Reise stand ein Liegestütz. Sozusagen das Gesamtrepertoire der sportlichen Fähigkeiten von Nikic. Ein Beginn bei null klingt fast schon nach einer Untertreibung. „Jeden Tag nur ein Prozent besser werden. Wenn du einen Ironman kannst, dann kannst du alles“, gab ihm sein Vater als Mantra mit auf dem Weg. Und Chris konnte tatsächlich alles. Jede einzelne Hürde, die sich in den drei Jahren Training vor ihm aufbauen sollte, wurde überwunden.
3,86 Kilometer geschwommen, 180,24 Kilometer geradelt und 42,19 Kilometer gelaufen ist Nikic mit seinem Coach Dan Grieb als Führer. „Ich bin nicht länger überrascht, was Chris leisten kann, weil ich erkenne, wer Chris ist. Ein Mensch, der wie alle anderen, Ziele und Träume hat. Er möchte denen, die wie er sind, den Weg erleichtern und sie können jetzt alle seinem Beispiel folgen“, sagt Grieb. Sogar Schnittwunden nach einem Sturz mit dem Fahrrad und Attacken von Feuerameisen während der Ernährungspausen konnten diesen ganz besonderen Ironman nicht stoppen.
Das Ziel in Panama Beach ist nicht das letzte, das Nikic und sein eiserner Körper und Wille überqueren werden. Der Ironman in Hawaii ruft bereits. Für sein Heimatland gilt der 21-Jährige als Hoffnungsträger für die Special Olympics 2022, die durch ihren Austragungsort in Orlando sogar zum Heimspiel werden.