Wir befinden uns im Jahr 2020 und in ganz Europa kam der Sport aufgrund des Coronavirus zum Erliegen. In ganz Europa? Nein! Ein unbeugsames Land zieht weiterhin den Ligabetrieb mit vollen Rängen durch.
In Weißrussland tut man so, als gäbe es keine Coronavirus-Pandemie. Mit vollen Rängen startete man unbeeindruckt in die neue Saison. "Eine Oase in der toten Fußballwüste", sagten die Kommentatoren im Fernsehen. Doch diese Oase scheint wohl eher eine Fata Morgana zu sein. "Es ist, als wenn sich niemand darum kümmert. Jeder weiß, was in Spanien und Italien passiert. Das sieht nicht gut aus", sagte der ehemalige Arsenal-Profi Alexander Hleb. Tatsächlich könnte die Fortführung des Ligabetriebs dramatische Folgen haben. Erst vor kurzem meinten Virologen, dass das Champions League-Hinspiel zwischen Bergamo und Valencia für tausende Fälle in ganz Europa verantwortlich sein könnte.
Der weißrussische Fußballverband und die Regierung sind davon aber wenig beeindruckt. Hunderte Fans pilgern Woche für Woche in die Stadien. "Ich nenne dieses Coronavirus nicht anders als eine Psychose und lasse mich auch nicht davon abbringen", betonte Präsident Alexander Lukaschenko, der nicht zu unrecht als "letzter Diktator Europas" bezeichnet wird. "Die zivilisierte Welt ist verrückt geworden, und die Politiker haben schon damit angefangen, die Situation für ihre Interessen auszunutzen." Es sei eine "absolute Dummheit", etwa Grenzen zu schließen.
81 Fälle der Lungenkrankheit waren Anfang der Woche offiziell bekannt. Wenig überraschend ist die Zahl weiter steigend. Wie auch das Interesse an der sonst eher bedeutungslosen weißrussischen Meisterschaft. Anscheinend Grund genug dafür, die Liga normal weiter laufen zu lassen und damit tausende Leben zu riskieren.