Die Coronavirus-Krise hat die Fußballwelt weiterhin fest im Griff. Europaweit wurde der Ligabetrieb in nahezu allen Ländern unterbrochen oder eingestellt. Auch die Champions- und Europa League wurde für längere Zeit ausgesetzt. In Anbetracht der derzeitigen Situation die einzig logische und wirksame Entscheidung.
Während viele Klubs bisher nur über die aktuelle Trainings- und Spielsituation informiert haben, klagen manche Vereine und Vorstandsmitglieder bereits jetzt über finanzielle Einbußen. In Deutschland etwa wurde der Ligabetrieb in letzter Sekunde doch noch unterbrochen. Laut Dortmunds Hans-Joachim Watzke hätte "es sich auch andere Ansätze gegeben". Er hoffe, dass "die Bundesliga-Klubs in den vergangenen Jahren so viel Substanz gebildet haben, dass alle diese Krise überstehen."
Auch der Vorstandschef des FC Bayern München Karl-Heinz Rummenigge zeigte sich über die Absage des Spieltages nicht erfreut. Er hätte einen Spieltag ohne Zuseher für die "richtige Entscheidung" gehalten. Dann wären zumindest die TV-Gelder ausbezahlt worden. "Wenn diese Zahlung ausbleiben würde, wäre zu erwarten, dass zumindest viele kleine und mittlere Vereine finanzielle Probleme kriegen würden". Der Spieltag wurde doch abgesagt, Rummenigge äußerte sich in einer Mitteilung dazu.
Doch auch in Österreich wird vorübergehend nicht mehr gespielt. Die Bundesliga hat sich schon länger darauf verständigt, die nächsten zwei Spieltage auszusetzen. Bei Rapid erwartet man deshalb einen großen finanziellen Schaden. Wirtschaftsvorstand Christoph Peschek bezifferte den wirtschaftlichen Verlust in einem Facebook-Posting. "Aus heutiger Sicht steht ein wirtschaftlicher Schaden von bis zu 6 Millionen (Anm.: Euro) bis zum 30.6.2020 im Raum, die Folgewirkungen sind noch nicht abzuschätzen. Wir befinden uns in der größten Krise des österreichischen Fußballs seit dem Zweiten Weltkrieg."
Dafür erntete Peschek indirekt scharfe Kritik von Admira-Geschäftsführer Thomas Drabek. "Ich halte es für kontraproduktiv, mit plakativen Aussagen auf sich aufmerksam zu machen", wurde er am Montag zitiert. "Es ist schon lange nicht mehr an der Zeit, Einzelinteressen zu vertreten."
Doch gibt es auch Vereine, die sich über die Finanzen bisher noch keine Gedanken gemacht haben. Beim VFB Stuttgart etwa könnte die Krise einen Verlust von 20 Millionen Euro zur Folge haben. Trotzdem verlor Vorstandsboss Thomas Hitzlsberger nach dem vorerst letzten Training der Schwaben kein einziges Wort über Finanzen. "Ich finde, dass der Fußball genau das zu tun hat, was die Bevölkerung auch tut: nach Hause zu gehen und große Ansammlungen zu vermeiden", appellierte er.
Auch der ehemalige Präsident des FC Bayern, Uli Hoeneß, sorgte für seine Ansicht zur Coronavirus-Krise für Aufregung. Er meldete sich in einer TV-Sendung telefonisch zu Wort und verblüffte mit diversen Aussagen. "Der Fußball sollte sich jetzt nicht so wichtig nehmen!", meinte er etwa. Im Moment sollten wir lernen, Geduld zu haben. Die Politik in Deutschland macht einen sensationellen Job", sagte der Schwabe.
Teamchef Franco Foda sieht die derzeitige Situation ähnlich. Die Worte von ÖFB-Teamchef Franco Foda sind dabei klar und deutlich. "Ob wir aktuell ein Testspiel bestreiten oder nicht, ist komplett unwichtig. Ob wir uns Richtung EM bestens vorbereiten oder nicht, ist im Moment so weit entfernt wie die Erde zum Mond. Fußball ist im Moment zweitrangig. Es geht darum, dass Menschen, die durch das Coronavirus gefährdet sind, geschützt werden. Da muss man das große Ganze im Überblick haben. Es geht um das Wohl der Menschen."