In einem Klima der Verunsicherung soll am Sonntag in Melbourne die Formel-1-Saison gestartet werden. Denn auch am anderen Ende der Welt ist die Coronavirus-Krise omnipräsent. Im Fahrerlager in Australien sind bereits die ersten Verdachtsfälle aufgetreten. Drei Mitarbeiter von Rennställen sind in häuslicher Quarantäne. Einer ist bei McLaren angestellt, zwei beim US-Team Haas.

Während das Rennen in Melbourne wie geplant über die Bühne gehen soll, musste der Grand Prix von China bereits verschoben werden. In Bahrain soll eine Woche nach dem Auftakt vor leeren Rängen gefahren werden. "Es ist eine ernste Situation", räumte Formel-1-Sportchef Ross Brawn ein. "Wir versuchen aber Rennen auf verantwortungsbewusste Weise zu fahren."

Hinzu kommt auch noch das große Misstrauen gegenüber der FIA durch die Ferrari-Affäre. Mehrfach war dem Team aus Maranello in der vergangenen Saison Schummelei beim Motor vorgeworfen worden. Die FIA untersuchte die sogenannte Power Unit - und einigte sich anschließend mit der Scuderia auf einen Vergleich und Stillschweigen. Angeführt von Branchenführer Mercedes griffen insgesamt sieben Teams zuletzt den Verband an, forderten eine Offenlegung der Ergebnisse und schlossen selbst juristische Schritte nicht aus.

Vettel muss liefern

Auch sportlich lief es in den Tests nicht so wie geplant. Seit mittlerweile 2007 (Fahrertitel durch Kimi Räikkönen) bzw. 2008 (Konstrukteurssieger) ist Ferrari mittlerweile titellos. Der SF1000, mit dem die Scuderia diese Saison ihr 1000. Rennen bestreiten will, wirkte in den Tests aber nicht wie der große Wurf, der diese Durststrecke beenden könnte. Der rote Renner hat zwar in den Kurven zugelegt, den Eindrücken von Montmelo zufolge dafür aber auf den Geraden an Geschwindigkeit eingebüßt.

"Als Team müssen wir uns steigern, als Einzelner muss ich mich steigern", formulierte der in der Kritik stehende Ferrari-Star Sebastian Vettel auch selbstkritisch seinen Anspruch vor seinem mittlerweile sechsten Jahr in Rot. Angesichts eines auslaufenden Vertrags steht der Deutsche, der zuletzt 2013 im Red Bull Champion war, mehr denn je in der Bringschuld. Es geht auch um Vettels Zukunft in der Formel 1.