Magnus Carlsen bleibt Schach-Weltmeister. Der 27-jährige Norweger setzte sich am Mittwoch in London mit 3:0 im Tiebreak gegen seinen US-Herausforderer Fabiano Caruana durch. Im Schnellschach wurde der Titelverteidiger seiner Favoritenrolle gerecht, auch weil dem ein Jahr jüngeren Caruana entscheidende Fehler unterliefen. Carlsen hatte den WM-Titel 2013 gewonnen und ihn seither verteidigt.

In den zwölf WM-Partien mit klassischer Bedenkzeit zuvor hatten sich die beiden Kontrahenten stets remis getrennt. Den aus seiner Sicht drohenden Umsturz wendete Carlsen zwei Tage vor seinem 28. Geburtstag im Schnellschach mit einer Bedenkzeit von 25 Minuten pro Spieler überraschend deutlich ab. "Ich bin sehr glücklich. Das war ein sehr, sehr guter Tag heute in der Arbeit", sagte Carlsen in einer ersten Reaktion. Aus dem Preisfonds von insgesamt einer Million Euro sicherte er sich damit 550.000 Euro.

Carlsen gewann im Schnellschach alles

Caruana geriet gleich in der ersten Partie ins Hintertreffen. Carlsen war mit Weiß am Drücker, als sich der amerikanisch-italienische Doppelbürger unter Zeitnot einen Fehlgriff leistete. Er schlug fälschlicherweise einen Bauern von Carlsen, der sich die Chance nicht nehmen ließ. Nach 55 Zügen gab Caruana auf.

Der Herausforderer war danach zu offensivem Spiel gezwungen und lief prompt in einen Konter. Die Großmeister wiederholten die gleiche Variante aus der zwölften Partie mit klassischer Bedenkzeit. Caruana ging mit einem Bauernvorstoß Risiko ein, der diesmal mit schwarz spielende Carlsen parierte glänzend. Bereits nach 28 Zügen musste Caruana Carlsen zur 2:0 Führung gratulieren. Zum Schluss gewann der Norweger nochmals mit Weiß, auch weil Caruana mit unkonventionellen Zügen großes Risiko ging, aber nie Druck aufbauen konnte. Der Titelverteidiger verlor wie am ganzen Schlusstag nie die Kontrolle.

Machtdemonstration Carlsens

Die Machtdemonstration machte auch klar, warum Carlsen in der letzten Partie mit klassischer Bedenkzeit für viele überraschend ein Remis angeboten hatte. Als ihm in der dritten Partie des Tiebreaks schon ein Unentschieden reichte, zog er noch einmal alle Register und führte seinen Gegner praktisch vor. In Tiebreaks bleibt Carlsen damit ungeschlagen. Schon 2016 hatte er seinen Titel gegen den Russen Sergej Karjakin im Schnellschach erfolgreich verteidigt.

Caruana war enttäuscht, nahm die Niederlage aber sportlich. "Das Ergebnis zeigt, dass er der stärkste Spieler der Welt ist, er ist Weltmeister, daher passt es", meinte der Amerikaner.

Die WM verlief von Beginn an sehr ausgeglichen. In fast allen Partien neutralisierten sich die Kontrahenten und teilten sich ohne große Aufreger den Punkt. Es gab aber auch Momente, in denen das Match einen ganz anderen, viel dramatischeren Verlauf hätte nehmen können. Gleich zum Auftakt verpasste Carlsen mit Schwarz mehrere Chancen zum Sieg. Es war ein großer Kampf und ein Marathon mit sieben Stunden Spielzeit und 115 gespielten Zügen. Danach scheuten beide Spieler das Risiko.