Die Steiermark hat mit Otto Wanz eine ihrer zeitgenössischen Legenden und ein Original verloren: Der am Donnerstag in Graz nach kurzer Krankheit verstorbene "Big Otto" war mehrfacher Wrestling-Weltmeister im Superschwergewicht und galt als humor- und liebevoller Mensch mit polterndem Witz. Wanz (74) wagte sich an viele Bereiche - u.a. Sportler, Cafetier, Schauspieler, Wettbewerbsveranstalter.
Otto Wanz (geb. 13. Juni 1943 in Graz) hatte eine Kfz-Mechaniker-Lehre gemacht und als Jugendlicher in den späten 1950er-Jahren mit dem Boxen beim BC Heros Graz begonnen. Er erkämpfte sich einige Landesmeistertitel und hatte damals auch schon internationale Fights zu bestehen. 1960 wurde er in die österreichische Olympia-Auswahl für die Spiele in Rom berufen und war lange Jahre Fixstarter im österreichischen Boxkader. 1967 überredete ihn ein Freund, ins Lager der Ringer zu wechseln. Wenig später begann seine Laufbahn als Catcher bzw. Wrestler. Hier holte er im US-amerikanisch dominierten Sport viermal den Weltmeistertitel im Superschwergewicht, einmal nach AWA und dreimal nach CWA.
Bei einer Größe von 1,89 Metern und einem Gewicht von 175 Kilogramm war Wanz nicht so leicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Als die Schaukampfform "Catch as Catch can" nach Österreich kam, wurde Wanz ab 1969 rasch der populärste heimische Kämpfer und sollte es bis die späten 1980er bleiben - sowohl am Wiener Heumarkt, Linz, als auch in der Eishalle Liebenau in Graz, wo er zum Gaudium des Publikums US-"Bösewichte" wie Baron von Raschke oder Haystacks vermöbelte. Zwei Tage vor Weihnachten 1990 bestritt er in Bremen seinen letzten Kampf als Wrestler. Da auch Kämpfe in Japan ausgetragen wurden, genoss Wanz dort große Popularität - wohl auch durch den Auftritt mit Lederhose und Steirerhut bedingt. Um ehemalige, im Alter mittellose Kollegen kümmerte er sich teils rührend.
Sein zeitweiliger Spitzname "Styrian Oak" setzte sich im Gegensatz zu "Big Otto" nicht durch - mit Arnold Schwarzeneggers Ehrennamen "Austrian Oak" war die pflanzliche Assoziation bereits durch einen anderen steirischen Kraftlackel besetzt.
1982 begann er eher zufällig mit einer Tätigkeit, durch die er fast so bekannt wurde wie mit Catchen: dem Telefonbuch zerreißen. In einem Interview sagte Wanz einmal, er habe in kein Cafe oder Gasthaus mehr gehen können, weil ihm von Gästen und Kellnern sofort die Telefonverzeichnisse zur öffentlichen Vernichtung in die Hand gedrückt worden seien.
Wanz war auch in anderen, ganz branchenfremden Bereichen tätig: Im weststeirischen Voitsberg führte er ein Jahr lang ein Cafe, dann in Graz einige Zeit das traditionsreiche "Cafe Glacis" an der Ecke Glacisstraße-Leonhardstraße.
Zum Film fand er bereits früh: In der typischen Wörthersee-Komödie "Hilfe, ich liebe Zwillinge" 1969 spielt er einen Tankwart, später Leibwächter, Sportler, Bösewichte. Im Udo Lindenberg-Film "Panische Zeiten" war er ebenso zu sehen wie 1995 im Theater in der Josefstadt. Mit dem früheren "Turning Point"-Sänger Alex Rehak röhrte er in dessen Band für Steiermark-Projekt, für die EAV wirkte er im Musikvideo zu "Afrika" mit. Zuletzt war er als Sportveranstalter tätig, in seiner Agentur cwa.at organisierte er mit seinem Sohn, dem Sportkommentator Michael Wanz, viele der europäischen Strongman-Wettbewerbe.
Am Höhepunkt seiner Popularität war der Kampfsportler mit einer anderen steirischen Legende - dem Kabarettisten Sepp Trummer - als karikiertes Testimonal der damaligen Handelskammer tätig: In Ringerkleidung warben der körperlich eindrucksvolle "Wanz" und der eher schmächtige "Herr Sepp" im Catcher-Outfit für eine starke Wirtschaft auf Plakaten und Schildern - deren letztes erst vor Kurzem von der Tegetthoff-Brücke aus dem Stadtbild verschwand. (APA/pek)