Leipzig kann Bayern München in dieser Bundesligasaison nicht mehr gefährlich werden, und trotzdem meint Uli Hoeneß, gegen den finanzstarken Herausforderer sticheln zu müssen. Vor dem heutigen Auswärtsspiel des Meisters beim Tabellenzweiten spricht der Bayern-Präsident dem Emporkömmling die Erfolgsaussichten seiner „Jugend forscht“-Strategie ab.
Er könne sich „nicht vorstellen, dass man es nur mit jungen Leuten schaffen kann, wenn man drei Mal die Woche spielt“, sagte Hoeneß: „Ich bin ziemlich sicher, dass Leipzig den Weg so nicht weitergehen wird, wenn sie demnächst in der Champions League spielen.“
Hoeneß ließ es sich nicht nehmen, diese Meinung auch Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz in einem persönlichen Gespräch mitzuteilen. „Ich habe ihm gesagt: Lieber Herr Mateschitz, wenn Sie jetzt auch noch ältere Spieler verpflichten, werden sie ein ganz ernst zu nehmender Gegner für uns“, sagte Hoeneß. Aber nur dann.
Die Leipziger wollen sich vom langjährigen Bayern-Manager allerdings nicht erklären lassen, welche Philosophie für sie die richtige ist. „Wir werden den Weg so weitergehen“, sagte Leipzig-Trainer Ralph Hasenhüttl: „Es liegt an uns, zu beweisen, dass es doch funktioniert.“
Von ihrem Projekt mit hochtalentierten Jungprofis werden sie auch in der kommenden Saison mit der Dreifachbelastung nicht abrücken. Die rund 40 Millionen Euro in der Transferkasse werden erneut für Rohdiamanten ausgegeben, Interesse soll unter anderem am ehemaligen U21-Teamspieler Amin Younes von Ajax bestehen.
Leipzig wird auch für die Königsklasse lieber Spieler wie Naby Keita verpflichten als zum Beispiel Sami Khedira. Also hungrige Profis, die über ein überdurchschnittliches Potenzial verfügen, dieses aber noch nicht auf ganz großer Bühne abgerufen haben. An Keita sind nach dessen herausragender Saison etliche europäische Spitzenklubs interessiert, wie man hört, auch Bayern München.
Im direkten Duell gegen den Rekordmeister wollen die „Jungen Wilden“ aus Leipzig beweisen, dass sie schon jetzt auf Augenhöhe mit den Routiniers aus München sind – zumindest in einem Spiel. „Wir wollen sie natürlich schon gerne kitzeln“, sagt Kapitän Dominik Kaiser. Ralph Hasenhüttl ergänzte: „Das wird ein traumhaftes Spiel. Wir haben nichts mehr zu verlieren. Wir können noch mal ein richtig geiles Spiel machen.“
Auch unter den Fans ist die Euphorie groß. Das erste Spiel der Bayern in Leipzig seit der Saison 1993/94 (damals beim VfB) ist seit Wochen ausverkauft, auf dem Schwarzmarkt kosten Einzelkarten bis zu 1000 Euro. Im Hinspiel kurz vor Weihnachten waren die Leipziger ähnlich motiviert, doch die verdiente 0:3-Niederlage war eine Lehrstunde und bereits das Ende der heimlichen Meisterträume für den Aufsteiger. Sehr zur Freude von Uli Hoeneß.