Für die einen war die Idee schlichtweg „scandalosa“, für die anderen hingegen einfach nur „perfetta“. Am Ende siegten die Zweifler. Eigentlich wollten die Organisatoren beim 100. Giro d’Italia erstmals eine Abfahrtswertung samt Preisgeld einführen, doch nun beugten sie sich den Kritikern und bliesen die Wertung zwei Tage vor dem Start wieder ab. Auf zehn Etappen hätte es in Abfahrten 500 Euro für den Schnellsten gegeben, für den Gesamtsieger noch 5000 Euro obendrauf. Die Fahrervereinigung kritisierte das Vorhaben massiv und Direktor Michael Carcaise meinte, dass dieser Bewerb gefährlich und unverantwortlich sei. Viele verwiesen bei der Kritik auf den tödlichen Sturz von Wouter Weylandt beim Giro d’Italia 2011 in der Abfahrt vom Passo del Bocco. „Als das mit der Wertung bekannt wurde, gab es im Internet einen ordentlichen Shitstorm“, sagt Georg Preidler vom Team Sunweb, „es hätte zwar ein bisschen mehr Preisgeld gegeben, aber ich wäre bei dieser Jagd sicher nicht dabei gewesen.“

Der Steirer fährt beim Giro wieder für seinen niederländischen Kapitän Tom Dumoulin im Wind, spekuliert aber in der dritten Woche wieder auf die eine oder andere Chance. „Ich bin am Berg nicht mehr der letzte Mann für Tom und muss nicht so lange hinhalten. Ich kann es mir nun ein wenig besser einteilen und Kräfte sparen. Es steht nirgendwo niedergeschrieben, dass ich Chancen bekomme, aber man weiß nie, was in drei Wochen passiert.“ 2016 wurde er auf der Queen Stage – der Königsetappe – Dritter. Ein zu früher Schlusssprint kostete den möglichen Sieg. „Ich habe in diesem Jahr wieder viel dazugelernt und würde es nun geschickter angehen.“ Wie es geschickt geht, wissen die Topfavoriten rund um Vorjahressieger Vincenzo Nibali (Bahrain) und Nairo Quintana (Movistar).

Der Giro ist mit den Fans, dem italienischen Lifestyle und auch dem herrlichen Kaffee zu einer „grande amore“ geworden und diese gibt auch die Chance, sich zu profilieren. Preidlers Vertrag bei Sunweb läuft heuer aus.  

„Ich habe meinen Vertrag lieber bald in der Tasche und warte nicht gerne. Dann kann man befreit auffahren und muss nicht gegen Ende der Saison mit Gewalt alles zerreißen.“ Bei den Radfahrern werden die Gespräche im März aufgenommen. „Es muss viel passen. Das Menschliche und auch die sportlichen Möglichkeiten. Ich wünsche mir künftig mehr Freiheiten. Ich bin seit fünf Jahren bei meinem Team und die Freiheiten werden immer weniger. Ein Wechsel ist auch nichts Schlechtes und bringt auch zusätzliche Motivation.“

3572 Kilometer warten zwischen dem 5. und dem 28. Mai, der Start und drei Etappen sind auf Sardinien. Das Einzelzeitfahren von Monza nach Mailand bildet den Abschluss. Für heimische Radsporttifosi bietet sich die dritte Woche mit den Alpenetappen (16. bis 20. Teilstück) für einen Besuch an. Zwei Österreichern wird in den drei Wochen sogar die Kapitänsehre zuteil: Patrick Konrad hat sich mit starken Ergebnissen bei Bora-Hansgrohe – Peter Sagan passt – in die erste Reihe gefahren und Felix Großschartner ist für CCC Topmann im Peloton.