Mit dem heutigen Tag ist das Bündnis Thomas Tebbich und Sturm 100 Tage alt. Bei Ihrer Vorstellung wurde viel von frischem Wind gesprochen. Wie stürmisch waren diese drei Monate?
THOMAS TEBBICH: In der Anfangsphase war es mir wichtig, die Mitarbeiter persönlich kennenzulernen und deren Selbstwahrnehmung von Aufgabengebieten. Ich bin zwar Geschäftsführer, mir ist der Teamgeist aber enorm wichtig.
Ihre erste Antwort klingt nach Eingewöhnungsphase. Wird es jetzt ernst mit der Arbeit?
TEBBICH: Sturm ist ein großes, komplexes Unternehmen. Wir haben den Verein, die GmbHs sowie die sehr umfangreichen Finanzthemen. Ich bin genau zur Finalisierung des Jahresabschlusses 2015/16 gekommen. Im Rahmen dieses Prozesses unterziehen wir uns auch einer jährlichen Wirtschaftsprüfung, die im Lizenzierungsverfahren der Bundesliga vorgeschrieben ist. Hier sind viele PS in diese Richtung gegangen. Für strategische Weiterentwicklung war bisher leider zu wenig Zeit. Aber der Plan ist es ohnehin, dass Konzepte mit der Saison 2017/18 kontinuierlich umgesetzt werden.
Ist die Arbeit umfangreicher als gedacht?
TEBBICH: Ich bin davon ausgegangen, dass der Konzern Sturm Graz professioneller strukturiert ist. Viele Unternehmensprozesse, die in einem Betrieb notwendig sind, existierten nicht.
Was zum Beispiel?
TEBBICH: Kontrollmechanismen für die gesamte Geschäftsstelle, insbesondere was die Finanzen betrifft. Die sind jetzt installiert.
Bei Ihrer Präsentation sprachen Sie von der „emotionsgeladenen Plattform SK Sturm“. Wie geladen ist die schwarz-weiße Plattform aus Ihrer Sicht?
TEBBICH: Super. Ich habe Vertreter der Fanklubs zu einem Gespräch eingeladen. Und ich muss sagen, dort knistert’s. Das macht Spaß. Das war im kleinen Rahmen spürbar und in der Kurve explodiert die Stimmung dann.
Das Gespräch ist also positiv verlaufen?
TEBBICH: Sie haben alles sehr kritisch hinterfragt. Aber ich denke, der erste Zugang war positiv. Auch wenn es Bereiche aus der Vergangenheit gibt, in denen kein Konsens erzielt wurde. Da geht es zum Beispiel um Merchandising und Stadionthemen. Sie würden sich wünschen, Themen mit uns aufzuarbeiten, bevor sie die breite Öffentlichkeit erfahren.
Konnten Sie aus Ihren Erfahrungen aus Ihrem vorigen Arbeitsbereich bei ATG, Projekt Spielberg oder der Marketingfirma von Harti Weirather etwas mitnehmen? Oder ist Fußball ein ganz anderes Geschäftsfeld?
TEBBICH: Das ist sehr ähnlich wie beim Allgemeinen Turnverein Graz. Das ist das Vereinsleben, da gibt es den Vorstand, der versucht, sich einzubringen. Die Aufgabengebiete sind ähnliche, nur halt in einer anderen Dimension. Den Qualitätsanspruch wie bei meiner Betreuung eines Formel-1-Teams oder eines Real-Madrid-Hauptsponsors, den ich als Leistungssportler auch an mich selbst habe, will ich auch bei Sturm umsetzen.
Der Vorstand mischt sich ein?
TEBBICH: Der Vorstand ist immer fordernd. Das steht den Herren auch zu. Es gibt aber auch immer ein Reporting von der Geschäftsführung. Sie geben ihre Inputs, aber die finale Entscheidung liegt bei der Geschäftsführung.
Ein tägliches Reporting, oder gar minütliches?
TEBBICH: Wöchentlich mit 14-tägigen Meetings.
Stichwort Sponsoren. Was tut sich in diese Richtung?
TEBBICH: Das ist eine meiner Hauptaufgaben. Bei der Akquise von regionalen Sponsoren ist ein bis zu fünfstelliger Betrag realistisch, alles darüber ist eine größere Herausforderung.
Einen internationalen Sponsor für Sturm gewinnen zu können, ist also unmöglich?
TEBBICH: Ich habe von regionalen Sponsoren gesprochen. Da sind wir an der Grenze. Jetzt gilt es, neue Konzepte zu entwickeln.
Die da wären?
TEBBICH: Die Steiermark ist bekanntlich ein beliebtes Tourismusland. Aber mehr möchte ich nicht sagen. Es ist bislang nur eine Idee.
Wie sieht es mit dem Budget aus?
TEBBICH: Das Minus von 1,7 Millionen Euro für das Wirtschaftsjahr 2015/16 haben wir unlängst kommuniziert. Die Geschäftsführung neu hat das Budget 2016/17 noch einmal aufgemacht und defensiver angesetzt. Erst 2017/18 versuchen wir, ein ausgeglichenes Budget zu erreichen.
Das heißt, Sturm muss wieder Spieler verkaufen?
TEBBICH: Nein. Geschäftsführer Sport Günter Kreissl sagt immer: Wir wollen sportlich stabiler werden. Wir haben ohne internationalen Bewerb und ohne Spielerverkauf budgetiert. Wenn aber für einen Spieler ein super Angebot kommt, muss man drüber reden. Aber unterm Wert verkaufen wollen wir keinen.
Haben Sie einen Weihnachtswunsch für die Sturm-Familie?
TEBBICH: Verletzungen sollen ausbleiben und die Mannschaft wieder das Potenzial abrufen, das sie zu Beginn der Saison schon gezeigt hat. Das wäre es schon.