Die Ambitionen sind groß, wenn Österreichs Handballdamen bei der Heim-EM das Feld, im Handballjargon die Platte genannt, betreten. In Innsbruck muss sich das Team von Trainerin Monique Tijsterman in der Vorrunde beweisen. Die Gegner sind mit der Slowakei, Norwegen und Slowenien nicht die einfachsten zu nehmenden Hürden. Seit Februar ist die Niederländerin im Amt und vom ersten Tag an versucht sie, ihren Spielerinnen ihr Credo so zu vermitteln, dass es zur gelebten Selbstverständlichkeit wird: „Man hat in jedem Spiel seine Chance, immerhin beginnt jedes mit 0:0. Wenn man schon vorher nach Ausreden sucht, warum es nicht geht, dann wird es schwer.“
Der Kader der Österreicherinnen strotzt voller Erfahrung – auch internationaler. Allen voran steht Sonja Frey, die in Deutschland, Frankreich und Dänemark spielte und auch Meisterschaften gewann. Die Regisseurin spielt mittlerweile wieder in der Heimat bei Hypo Niederösterreich. Der heimische Rekordmeister stellt mit sechs Damen auch die meisten Teamspielerinnen. Während bei den Herren immer wieder steirische und gelegentlich auch kärntnerische Spieler im Nationalteam zu sehen sind, ist der Damen-Kader eher „ostlastig“.
Man muss schon ein wenig graben, um Verbindungen in den Süden der Republik zu finden. Aber es gibt sie. "Ich habe einen Onkel, eine Tante und einen Cousin in Radenthein", erzählt Torfrau Petra Blazek. Sie ist mit 237 Spielen die unangefochtene Nummer eins im Team. „Früher, als Kind, war ich öfter zum Schwimmen und Skifahren in Kärnten. Aber einmal im Jahr fahre ich nach wie vor runter auf Besuch.“ Klar, dass sich die Verwandtschaft auch für die EM-Spiele angekündigt hat. „Wir haben uns vorgenommen, dass wir mit Emotionen spielen müssen, egal wie es steht. Wir müssen als Team zusammenstehen, wir müssen einen Teamgeist auf dieses Feld bringen. Das Turnier ist nicht leicht, die Gruppe ist nicht leicht. Es ist wichtig, dass alle Spielerinnen bereit sind.“
Bei einer Vereinskollegin von Blazek steht gar „Bruck an der Mur“ als Geburtsort im Reisepass. „Wir haben die ersten Jahre meines Lebens dort verbracht, sind dann aber weggezogen. Aber ich habe keine Verbindung mehr in die Steiermark“, erzählt Mirela Dedic. Sie wird bei der EM am linken Flügel spielen. "Auf dem Platz bin ich im positiven Sinne aggressiv und ehrgeizig." Das kann sie am Donnerstag beweisen, wenn das erste Spiel der EM gegen die Slowakei (18 Uhr, ORF 1 live) auf dem Programm steht. „Die Gruppe ist schwierig und das Spiel gegen die Slowakei ist ein Pflichtsieg. Norwegen wird schwierig. Sie spielen bei jedem Großereignis um Medaillen mit und Slowenien müssen wir schaffen, wenn wir in die Hauptrunde wollen.“
Nur die besten zwei Teams der Vorrundengruppen kommen weiter. Österreich würde in die Hauptrunde von Wien einziehen – das erklärte Ziel. „Aber das darf nur ein erster Schritt sein“, erklärt Trainerin Tijsterman, „wir werden hungrig bleiben, uns nie zurücklehnen. Eine EM im eigenen Land ist eine einmalige Gelegenheit.“