Ausverkauft. Seit Wochen gibt es für das Duell des heutigen Abends keine Karte. Wen wundert es? Immerhin kommt der KAC zu den im Steigflug befindlichen 99ers. „Die Nebelkinder“, sagt Michael Schiechl und lacht spitzbübisch. Der KAC polarisiert, ein Engagement bei den Rotjacken war ihm nie ein Verlangen. Gegen ihn zu spielen, stets Genuss. „Er ist der Rekordmeister, den will man immer schlagen und wenn es ausverkauft ist, will man eine gute Show bieten.“ Als gebürtiger Klagenfurter hat Trainer Harry Lange früh aufgesogen, dass der KAC am Wörthersee wie Religion ist. „Es ist eine Lebenseinstellung.“ Doch will er ihn nicht ob des Namens schlagen. „Der KAC ist einer der vier Topvereine und wir wollen da reinstechen.“
Schiechl (35) spielt seine fünfte Saison für Graz nach der Rückkehr und beim jüngsten Doppelerfolg in Italien zeigte er eine feine Klinge. Ein weiterer Frühling seiner Karriere? „Bei mir ist immer Frühling“, sagt er, „wenn ich das Vertrauen von Harry bekomme, dann muss ich das ausnutzen und ich denke, ich habe es gerechtfertigt.“ Schiechl bildete mit Trevor Gooch und Kevin Roy eine Linie und dürfte das heute trotz der Rückkehr von Marcus Vela wieder tun. „Ich habe immer gewusst, dass ich Eishockey spielen kann. Auch wenn in den vergangenen Jahren persönliche Phasen teilweise gut waren, hatten wir im Verein die Tiefe nicht. Da gab es nicht viel Unterstützung und jetzt sieht man, was man mit guten Linien erreichen kann.“ Tendenziell werde das Gefüge immer homogener. „Wir haben sicher noch viel vor uns. Aber wir kommen immer näher an das Ziel, dass wir füreinander spielen und nicht jeder für sich selbst. Das ist natürlich auch ein Lernprozess, wenn du ,Stars‘ hast, die Tore schießen wollen.“
Insgesamt ist es Schiechls sechste Saison im Trikot der 99ers. 2008/09 tauchte er im Bunker in das Profihockey ein und das an der Seite Langes (40). „Harry war auch ein Wadlbeisser, ein Fighter und es war lässig, mit ihm zu spielen“, sagt er und fügt hinzu: „Er ist als Trainer wie früher: Er versucht, sehr eng zu kommunizieren und die Spieler bei Laune zu halten, was nicht immer leicht ist.“ Lange schätzt die Qualität seines Centers. „Er ist einer, auf den man sich verlassen kann. Er hat geliefert, wenn es zum Liefern war. Er spielt für das Team und du kannst ihn gegen jeden und in jeder Linie spielen lassen. Ich bin sehr, sehr froh, dass ich ihn in der Mannschaft habe“, sagt Lange und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Ein bisschen mehr lachen könnte er.“
Schiechl ist aber nicht nur auf dem Eis ein Arbeitstier. Die Holzarbeit im eigenen Wald und Sport in den Bergen halten ihn fit. „Ich muss ja schauen, dass es warm ist im Winter. Ich trainiere gezielt und verbinde es mit dem Arbeiten. Vielleicht hält es mich fit, dass ich nicht nur eintöniges Gewichterschupfen mache.“ Schiechl lebt mit seiner Familie in Pöls und sie ist sein Jungbrunnen. „Wenn du drei Kinder hast, bist du immer auf den Beinen. Ich fühle mich wie 25. Die Kinder halten mich jung und ich schätze auch die Zeit, die ich mit ihnen durch das Eishockey habe. Soviel gemeinsame Zeit hat keiner, der normal hackelt. Das genieße ich und das gibt mir auch den Push, dass ich noch ein paar Jahre spiele.“ Womit die Frage auch geklärt wäre, wie lange er noch weitermachen will. Und für heute ist klar: „Wir schicken sie ohne Punkte zurück über die Pack.“