Es wäre ein Coup, auch wenn die Überraschung jetzt doch keine mehr ist. Aber es lag auf der Hand, dass die Geheimhaltung rasch aufgehoben sein würde, wenn der Großteil des ÖFB-Präsidiums schon Bescheid weiß. Fußball-Bund-Präsident Klaus Mitterdorfer hatte die meisten Mitglieder des Gremiums sicherheitshalber vorinformiert. Daher dauerte es nicht lange, bis durchsickerte, wen der Kärntner am Freitag bei der außerordentlichen Sitzung in Wien als neuen CEO des ÖFB vorschlagen würde. Es handelt sich um eine Frau, ihr Name: Silvia Kaupa-Götzl. Die Juristin arbeitete von 2015 bis Februar dieses Jahres als Vorständin der Österreichischen Postbus AG.
ÖFB-Chef über Kaupa-Götzl
Mitterdorfer hat sich schon ein Bild gemacht. „Sie hat in den Gesprächen einen Top-Eindruck hinterlassen, verfügt über Führungsqualitäten und gute Kommunikationsfähigkeit. Wir brauchen jemanden mit dieser hohen Management-Kompetenz“, meinte der ÖFB-Chef. Und wie sieht es mit der Fußball-Kompetenz aus? „Da haben wir Experten, die das abdecken“. Über die nötige Affinität zum Fußball würde sie auf jeden Fall verfügen, überhaupt sei Kaupa-Götzl sehr sportinteressiert.
Die Anwärterin auf den im Rahmen der Strukturreform neu zu schaffenden Posten wird sich selbst am Freitag dem Präsidium präsentieren, danach wird abgestimmt. Ob der Vorschlag eine Mehrheit erhält, ist offen. Teilweise gibt es Vorbehalte, weil der Posten nicht öffentlich ausgeschrieben wurde. Wie er seine Zukunft im Fußballbund sehe, sollte er mit dieser Idee im Gremium nicht durchkommen, wollte Mitterdorfer am Montag nicht beantworten. Es ist aber davon auszugehen, dass er sein Amt wohl zur Verfügung stellen würde. Damit wäre die Krise jedenfalls prolongiert. Daher stellt sich die Frage: Kann sich das Präsidium zur bisher nicht gekannten Geschlossenheit durchringen?
Entscheidung zu Doppelspitze Hollerer/Neuhold
Auch die Entscheidung über die bisherige Doppelspitze Thomas Hollerer/Bernhard Neuhold wird in dieser Woche fallen. Mitterdorfer war schon im Oktober vom Präsidium ermächtigt worden, die Trennung von den beiden zu vollziehen. Für den Verbleib von Neuhold hatten sich zuletzt Teamchef Ralf Rangnick und die gesamte Mannschaft stark gemacht. Es ist möglich, dass das Duo unter Einhaltung der Kündigungsfrist noch bis Mai im ÖFB aktiv ist.
Zur Aussage Rangnicks am Sonntag, er habe „kein Verhältnis zum Präsidenten“ wollte sich Mitterdorfer am Montag nicht äußern. Er wies aber darauf hin, dass es am 5. November ein Gespräch gegeben habe. Dies hatte Rangnick der Kleinen Zeitung gegenüber vergangene Woche schon bestätigt.