Nur drei Menschen drangen bis an die tiefste Stelle der Erde im Marianengraben vor. Zwölf standen auf dem Mond. Und Eishockey-Profi Connor McDavid war erst der 99., der für einen historischen Meilenstein in der NHL sorgte: Dem Superstar der Edmonton Oilers gelang sein 1000. Punkt in der besten Eishockey-Liga der Welt. Er schaffte dieses Kunststück in 659 Spielen (341 Tore, 660 Assists). Nur Wayne Gretzky (424 Spiele), Mario Lemieux (513) und Mike Bossy (656) schafften es schneller. „Es war wirklich ein ganz besonderer Moment. Diese Meilensteine sind eine großartige Gelegenheit, um nachzudenken und zurückzublicken. Es waren großartige zehn Jahre, und hoffentlich folgen noch zehn weitere gute“, sagt der 27-jährige Kapitän der Edmonton Oilers, der diesen Meilenstein unbedingt vor Heimpublikum und in Anwesenheit seines Vaters Brian erreichen wollte. Und er schaffte es auf malerische Weise, als er einen One-Timer nach Pass seines kongenialen Kollegen Leon Draisaitl versenkt hatte (3:2-Sieg gegen Nashville). Später schaffte McDavid noch seinen 1001. Punkt (3:2-Sieg gegen Nashville). Und auch Marco Rossi traf. Beim 3:0 über Montreal erzielte der Vorarlberger sein fünftes Saisontor.
Zurück zu McDavid: Die Geschichte des Kanadiers begann im Jahr 2000 in Richmond Hill, Provinz Ontario. Wayne Gretzky (“The Great One“) hatte sich gerade in den Ruhestand verabschiedet, als Connor erstmals im hauseigenen Keller erstmals auf Inlineskates stand. Die Eishockey-Ausbildung startete für ihn ein Jahr danach, seine Eltern gaben ihn als Fünfjährigen aus. In der darauffolgenden Saison verbot ihm der lokale Eishockey-Verband, dass er künftig gegen ältere Kinder spielen dürfe. Schon damals war er augenscheinlich besser als Gleichaltrige. Doch McDavid war längst nicht mehr zu bremsen.
Schwarz oder Weiß
Auch nicht abseits des Eishockeys, wo er in der Schule eine Klasse überspringen durfte. Weil die Lehrer Schwierigkeiten hatten, ihn seiner Klasse entsprechend zu fordern. „Er bevorzugte Fächer, die schwarz und weiß, richtig und falsch und einfach nur Fakten waren“, erzählte eine Lehrerin gegenüber US-Medien. In dieser Saison erzielte McDavid 209 Scorerpunkte in 88 Partien. „Viele sprachen über ihn, was für ein besonderer Spieler er sei. Davon wollte er nie etwas wissen. Ihm war wichtig, gute Noten zu bekommen.“ Und McDavid erhielt seine Besonderheit später Schwarz auf Weiß attestiert. Der kanadische Eishockey-Verband sah in ihm einen „außergewöhnlichen Spieler“. Dies erlaubte ihm mit 15 Jahren (statt 16) sich einem Verein in den großen Nachwuchsligen anzuschließen.
Der Weg in die NHL war klar vorgezeichnet. Edmonton zog ihn im NHL-Draft 2015 an erster Position. „Er arbeitet sehr hart daran, sich anzupassen“, sagt damals Oilers-Trainer Todd McLellan. „Er will nicht besonders sein. Aber er ist es offensichtlich.“ Mit seinem Vertrag, der ihm mittlerweile 12,5 Millionen US-Dollar pro Jahr (bis 2026) beschert, zählt er zu den bestbezahlten Cracks des Planeten. Seit zehn Jahren verzückt er mit seinen Toren und Assists die Eishockey-Fans.
Und er wurde zum Trophäen-Sammler: Fünf Mal hat er die Art-Ross-Trophy (meiste Punkte) gewonnen, drei Mal den Ted-Lindsay-Award (außergewöhnlicher Spieler), drei Mal die Hart-Trophy (MVP) und ein Mal die Maurice „Rocket“ Richard-Trophy (meiste Tore) – allesamt individuelle Auszeichnungen. Nur an seinem ganz großen Traum, den Gewinn des Stanley Cups, schrammte er vergangene Saison hauchdünn vorbei. Im siebenten Finalspiel (1:2) mussten sich die Oilers, die in der Serie bereits mit 0:3 im Rückstand gelegen sind, den Florida Panthers geschlagen geben. McDavid wollte die Tränen nicht verbergen, das brachte ihm noch mehr Sympathien ein.
„Zurückblicken und dankbar sein“
Heuer, nachdem er im Sommer mit Auston Matthews einige Tage in München verbracht hatte, unternimmt er mit den Oilers einen neuen Anlauf. „Einige Dinge haben mich emotional etwas stärker berührt, als ich gedacht hätte“, sagt McDavid. „Man verbringt sein ganzes Leben damit, Hockey zu spielen und das Spiel zu lieben. Man möchte einfach nur spielen und in die NHL kommen, und 1000 Punkte später mache ich das jetzt seit 10 Jahren. Es ist etwas ganz Besonderes. Manchmal hält man es für selbstverständlich, und diese Momente geben einem die Möglichkeit, zurückzublicken und dankbar zu sein.“
Wenn man bedenkt, dass McDavid diesen Meilenstein schneller erreicht hat als eine Reihe von Legenden Peter Stastny (682 Spiele), Jari Kurri (716), Guy Lafleur (720), Bryan Trottier (726), Denis Savard (727), Steve Yzerman (737), Marcel Dionne (740) und Phil Esposito (745), stellt sich die Frage: Kann er neben Gretzky der erst zweite Spieler in der NHL-Geschichte werden, der 2000 Punkte erreicht? „Wenn nicht er, wer sonst?“, meinte Draisaitl.