Es war direkt vor der Anreise zu einem Slalomtraining ins Kaunertal, „als mich meine Frau angerufen hat und meinte, dass sie was spürt. Wir sind daraufhin gleich ins Krankenhaus und dann war sie ziemlich schnell da“, erzählt Kärntens Slalom-Ass Adrian Pertl, der rechtzeitig am 21. Oktober bei der Geburt seiner Tochter dabei gewesen ist. „Es ist tatsächlich ein Wunder da, dass wir nun begleiten dürfen. Ich konnte eine Woche daheim verbringen, was sehr schön war. Und inzwischen klappt‘s schon richtig gut mit Windeln wechseln“, verriet der Jungpapa, der seine Herzdame Anna diesen Sommer geheiratet hat.
Privat hat er das große Los gezogen, sportlich will er diesen „Flow“ unbedingt mitnehmen, denn die letzten zwei Saisonen waren nicht das, was seiner Erwartungshaltung und seinen Fähigkeiten entspricht. „Zu Saisonbeginn hat der Rücken, meine kleine Schwachstelle, gezwickt, sodass ich mich rausnehmen musste. Ich bin nicht richtig reingekommen und ausgefallen. Die Selbstverständlichkeit war dahin und so hat es leider einen negativen Lauf genommen“, erklärt der Slalom-Vizeweltmeister 2021.
„Danach probiert man noch mehr“
Er macht schließlich kein Geheimnis daraus, „dass es eine sehr harte Zeit, auch für den Kopf, gewesen ist. Du stehst im Ziel, bist weit hinten, die Zeit will man gar nicht sehen. Ich wusste nicht mehr, was ich tun soll. Danach probiert man noch mehr und mehr und gerade das macht es nicht einfacher“, wurde der 28-Jährige aus Ebene Reichenau, der sich 2021 einen Kreuzbandriss zugezogen hat, mit Fragen konfrontiert, die ihm auf der Seele brannten. Doch letztlich haben die Rückschläge an seiner positiven Einstellung wenig geändert. „Ich will wieder dorthin, wo ich gewesen bin. Ich weiß, dass ich es drauf habe.“
Die nachdenklichen Zeiten gehören der Vergangenheit an. Pertl, der noch nie zu den Trainingsweltmeistern gezählt hat, wagt dementsprechend einen Neuanfang auf neuen „Brettern“ und will mit Atomic durchstarten. Aus der heurigen Vorbereitung auf den heimischen Gletschern inklusive des Schneecamps in Chile tankte er jenes Selbstvertrauen, das es braucht.
Vor dem Slalom-Weltcupauftakt der Herren am Sonntag im finnischen Levi spricht er eine nicht unwesentliche Tatsache an: „Die Ausgangsposition war definitiv schon einmal besser, von dem her ist der Start für mich besonders wichtig“, meint der Kärntner, aktuell Weltranglisten-33.
„Es ist schön langsam wieder an der Zeit zu liefern“
„Wenn es gut geht und neben Marco Schwarz und Alexis Pinturault noch einer nicht fährt, habe ich Startnummer 30, sonst eine höhere 30er. Druck fährt natürlich mit, aber den brauche ich auch. Ich habe nicht viel zu verlieren, denn gute Resultate wären ja nur was Positives“, verdeutlicht Pertl, dem bewusst ist, „dass ich nicht mehr zu den Jungen zähle. Es ist schön langsam wieder an der Zeit zu liefern und vielleicht gibt mir meine Kleine den Extraschub.“
Das ist gewissermaßen das Stichwort, denn der bedeutende Stellenwert der alpinen Heim-Weltmeisterschaft in Saalbach Hinterglemm 2025 lässt den ehemaligen Junioren-Weltmeister in Gedanken versinken: