Charaktere und Persönlichkeiten bereichern das heimische Eishockey. Mit dem Villacher Hans Schmid wurde vor dem Duell zwischen Vienna Capitals und KAC ein richtiger Sir verabschiedet. Der 83-Jährige gründete einst den Klub, führte die Geschäfte umsichtig und galt als scharfzüngiger Beobachter. Sein Geschäftstüchtigkeit hätte einigen Eishockey-Bossen als Maßstab dienen können, er ließ sich nie auf den mancherorts herrschenden Kleingeist ein. In seiner Rede hob Schmid einen Mitarbeiter der ersten Stunde hervor: Equipment-Manager Thomas Bardodej, der seit 2001 dabei ist. Das zeugt von Größe, Stil und Klasse. Den Platz von Schmid übernimmt fortan Martin Reiss, ebenfalls ein echter Experte mit Geschäftssinn, der das Caps-Budget binnen drei Monaten um 15 Prozent erhöhen konnte.

Und ganz nach dem Geschmack von Schmid entwickelte sich vor 5950 Fans das Duell der beiden Rivalen. Auch, weil den Wienern der erste Abschnitt gehört hatte. Binnen 75 Sekunden erspielten sich die Wiener einen Zwei-Tore-Vorsprung. Erst staubte Jeremy Gregoire ab, dann erzielte Leon Wallner das strittigere 2:0 (Torraum-Abseits?). Die Rotjacken kämpften sichtlich mit Verunsicherung in der eigenen Zone.

Doch der KAC kehrte nach der Pause völlig verändert zurück, zog das Tempo an, sorgte für noch höhere Intensität in den Zweikämpfen. Und die Klagenfurter belohnten sich. Matt Fraser fälschte einen Unterweger-Schuss unhaltbar ab. In Unterzahl setzte Johannes Bischofberger einen drauf, lupfte den Puck zum 2:2 ins Wien-Gehäuse. Den Wiener Rhythmus brachen auch viele erzwungene Strafen, kleinere Scharmützel (Bischofberger sprach im Pausen-Interview von Privatduellen) blieben nicht aus.

Actiongeladenes Schlussdrittel

Die Partie blieb selbst nach einem KAC-Doppelschlag auf des Messers Schneide. Im Schlussabschnitt arbeite erst Nick Petersen den Puck über die Linie. 13 Sekunden später wurde Thomas Hundertpfund von Bischofberger in Szene gesetzt, er ließ sich nicht zwei Mal bitten – 4:2. erzielt aus, Hundertpfund sträflich allein gelassen. Doch die Wiener meldeten sich spektakulär zurück: Evan Jasper erzielte den Anschlusstreffer. Doch die Rotjacken antworteten schnell: Ein Schuss von Maximilian Preiml fand den Weg zum 5:3 in die Maschen. Die Schlussoffensive der Wiener wehrte der frischer wirkende KAC routiniert ab, spielte den psychisch wertvollen Comeback-Sieg trocken nach Hause.

Beste Werbung von zwei der wohl quotenstärksten Teams? Fast. Das Spiel trübte ein gravierendes Manko – und das hätte Schmid und wird zukünftig wohl auch Reiss auf die Palme bringen: die Bildqualität (Zeitlupen, Regie, dunkles Bild) erwies sich als Armutszeugnis für den Stellenwert des Eishockey-Sports beim ORF. Und dass der TV-Sender andernorts Kommentatoren um den halben Erdball schickt, hier aber nicht in der Halle sitzen lässt – geschenkt.

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