Ausgerechnet gegen den ehemaligen Trainer Hansi Flick hat der FC Bayern eine deftige sportliche Watschn bekommen. Nach der 1:4-Abfuhr beim FC Barcelona, den man davor sechsmal hintereinander besiegt hatte, stehen die Münchner vor einem ungemütlichen Herbst in der Fußball-Champions-League. Die Bayern-Bosse rückten zur Verteidigung aus.

„Wir sind der FC Bayern! Wir stehen auch nach Niederlagen zusammen. Diese Mannschaft hat noch viel vor“, sagte Vorstandsboss Jan-Christian Dreesen trotzig in seiner nächtlichen Bankettrede. An den Tischen wurde diskutiert. Ist der Hurra-Fußball von Trainer Vincent Kompany auch auf der höchsten internationalen Bühne für Großes tauglich? Oder beinhaltet er zu viel Harakiri?

„Knallhart bestraft“, fühlten sich Joshua Kimmich und Kollegen durch Flicks Barça-Wirbelwinde um den brillanten dreifachen Torschützen und Kapitän Raphinha. Vom Heimfinale 2025 faselte nach der schon zweiten Niederlage nach dem 0:1 bei Aston Villa und Platz 23 in der Königsklassen-Tabelle fürs Erste keiner mehr.

Es muss erst einmal das Achtelfinale erreicht werden. In den kommenden Heimspielen gegen Benfica Lissabon und Paris St. Germain haben die wankenden Münchner plötzlich richtig Druck. „Ich mache mir keine Sorgen“, wiegelte Sportvorstand Max Eberl ab: „Das ist der neue Modus. Der entscheidet sich erst am achten Spieltag, nicht am dritten.“

Kimmich klang schon etwas skeptischer: „Wir müssen alle (fünf) Spiele gewinnen.“ Das Ziel bleibe ein Platz unter den ersten Acht, der den Direktaufstieg ins Achtelfinale bringt, sagte Dreesen zum typischen Bayern-Anspruch. Ansonsten droht eine Extra-K.o.-Runde.

In Eberl brodelte es besonders. Angefressen und dünnhäutig reagierte er auf Nachfragen zu Kompanys Hochrisikospiel, offensichtlichen Abwehraussetzern und Kritik an einzelnen Spielern. Der Sportvorstand gab verbal das Schutzschild für Trainer und Team: „Wir verteidigen das, was wir tun und einzelne Spieler.“ Im Telegrammstil fasste er den Abend zusammen: „Verloren, vier Gegentore bekommen, Faden verloren, lernen.“

Als ein Reporter in der Interviewzone des Olympiastadions hartnäckig die Risikofaktoren Dayot Upamecano und Minjae Kim thematisieren wollte, blaffte der 51-jährige Eberl zurück: „Mach einen Trainerschein. Das ist so billig, wenn wir Gegentore bekommen, das auf die Defensive zu schieben. Und wenn der Harry Kane ein Tor schießt, ist es nur Harry Kane. Man möchte auseinanderdividieren - und das lassen wir nicht zu.“

Auch Bayern-Chef Dreesen beschwor nachts im Teamhotel den Zusammenhalt. Er erlaubte sich aber auch einen dezenten Hinweis an Chefcoach Kompany, der am Vorstandstisch aufmerksam zuhörte: „Vincent und sein Team werden die richtigen Schlüsse ziehen.“

Kompany hatte zuvor von einem „harten Resultat“ gesprochen. Er wolle „keine Ausreden suchen“, sondern vielmehr „schnell lernen“, damit am Sonntag in der Bundesliga beim sieglosen Tabellenletzten VfL Bochum wieder ein FC Bayern mit einer Top-Performance zu sehen sei. Für ihn war die Barça-Nacht kein Crash seines Fußball-Systems, sondern mehr ein Problem der praktischen Umsetzung. „Barcelona war in den Schlüsselmomenten effektiver und gut.“ Er will standhaft bleiben: „Du suchst in deinem Weg den Erfolg.“

Inzaghi verteidigt Arnautovic

Besser auf Kurs ist Inter Mailand. Italiens Meister hält nach einem in der Nachspielzeit fixierten 1:0-Auswärtssieg bei den Young Boys Bern bei zwei Siegen und einem Remis. Marcus Thuram erzielte das Goldtor, nachdem Marko Arnautovic in der 48. Minute einen Elfmeter vergeben hatte. Der ÖFB-Star erhielt danach Unterstützung von seinem Trainer. „Unglücklicherweise hat er vergeben, er war danach enttäuscht. Aber Elfmeter werden nur von Spielern vergeben, die sich dem stellen, und er ist wichtig für uns“, sagte Simone Inzaghi.

Erster Elferschütze von Inter ist normalerweise Hakan Calhanoglu, der allerdings verletzt fehlte. „Es war kein einfaches Spiel für uns, aber die Burschen waren gut. Wir hatte viele Chancen, haben an uns geglaubt und gewonnen“, meinte Inzaghi.

Leipzig wie Sturm und Salzburg

Top in der heimischen Liga, Flop auf der großen Bühne heißt es bei RB Leipzig nach der 0:1-Heimniederlage gegen Liverpool. Die Sachsen, in der Bundesliga als Tabellenzweiter punktgleich mit Spitzenreiter Bayern, sind so wie Sturm Graz und Salzburg eine von sechs punktelosen Mannschaften. „In der Bundesliga reicht es halt, gut zu verteidigen, da kriegst du immer wieder deine Räume. Das reicht in der Champions League leider nicht, da muss man den Gegner tief und präzise bespielen“, sagte Kapitän Willi Orban.

Nun droht auch noch der Ausfall des wichtigsten Spielers Xavi Simons. Die österreichischen Mittelfeldmotoren Xaver Schlager und Nicolas Seiwald stehen derzeit ebenfalls nicht zur Verfügung.