Was war das für ein Tag für Sofia Polcanova: Die 30-Jährige setzte sich in ihrer Heimatstadt Linz die Europa-Krone auf, setzte sich im Einzel-Finale der Damen gegen ihre Doppelpartnerin Bernadette Szöcs mit 4:1 (8,-11,10,6,9) durch und schaffte damit den „goldenen“ Endpunkt unter diese EM. Und das nach einem kleinen Dämpfer nur knapp eine Stunde davor: Da hatte das Duo Polcanova/Szöcs das Doppel-Endspiel gegen die Tschechin Hana Matelova und die Slowakin Barbora Balazova 2:3 (-7,7,-9,7,-6) verloren. Auch im Mixed hatte sie mit Robert Gardos Silber geholt. Und das heißt: Einmal Gold, zweimal Silber – zum dritten Mal in ihrer Karriere machte Polcanova damit drei Medaillen bei einer EM
„Ich habe wirklich keine Worte, ich bin dankbar – meiner Familie, meiner Mama und meinem Papa. Das ganze Team hat mich die ganze Woche getragen“, war Polcanova auch Minuten nach dem Matchball im ersten TV-ORF-Interview noch fertig. Nach dem Sieg war sie in der Linzer Halle vor 3000 Zusehern zu Boden gesunken. „Es war sehr schwer gegen eine Freundin zu spielen. Sie tut mir voll leid, ich hätte ihr auch den Sieg gegönnt.“
Vier Medaillen für Österreich
Für Österreichs Verband war die EM dank der drei Medaillen von Polcanova sowie Doppel-Bronze durch Maciej Kolodziejwczyk an der Seite des Moldauers Wladimir Ursu vier Medaillen verbucht. Mehr für Rot-Weiß-Rot hatte es nur 2005 in Aarhus mit fünf gegeben.
Das Einzel-Finale war das Duell der Nummern eins (Szöcs) und zwei der Setzliste. Besonders war die Situation nicht nur, da die Finalistinnen Freundinnen sind und gemeinsam Doppel spielen, sondern eben kurz davor ihre erste Gold-Chance an diesem Tag ausgelassen hatten. Beide präsentierten sich im Turnierverlauf in sehr starker Form, das davor letzte Duell hatte Polcanova am 31. Juli im Olympia-Achtelfinale von Paris mit 4:0 überzeugend gewonnen. Und auch im diesmaligen Duell in der TipsArena präsentierte sich die Olympia-Fünfte ballsicherer und dominanter.
Nach dem gewonnenen ersten Satz gelang Szöcs der Satzausgleich und die Weltranglisten-13. setzte mit einer 7:1-Führung nach. Polcanova aber - zu Mittag im Semifinale 4:1-Siegerin gegen die Deutsche Nina Mittelham - holte auf und fixierte ihren wohl vorentscheidenden zweiten Satzgewinn. In ihrem bereits 16. Match bei diesen Titelkämpfen - das für sie mögliche Maximum - übernahm sie fortan noch mehr das Kommando und ließ Szöcs nicht mehr richtig zum Zug kommen. Der dritte Matchball saß. Für Szöcs bleibt immerhin ihre erste EM-Medaille im Einzel als Trost.