Der Föhn hielt am Dienstag Einzug in Windischgarsten, wo das österreichische Fußballteam im Dilly-Resort schon traditionell sein Herbstquartier aufgeschlagen hat. Vorerst hielt er sich noch ein wenig zurück, als wollte er die Spieler und Betreuer schonen, der Sturm blieb noch aus, der Fallwind kam in Schüben daher und schickte Böen als Vorboten des Umschwungs.

Einen solchen braucht jedenfalls die Nationalmannschaft nach dem enttäuschenden Einstieg in die Nations League mit dem 1:1 gegen Slowenien und der 1:2-Niederlage gegen Norwegen. Am Donnerstag (20.45 Uhr) kommt mit Kasachstan, der Nummer 109 der FIFA-Weltrangliste, ein Gegner ins ausverkaufte Linzer Stadion, bei dem sich der zuletzt laue Angriff austoben sollte, will Österreich noch entscheidend eingreifen im Kampf um den Gruppensieg in der B-Liga. Am Sonntag (20.45 Uhr) folgt ebenfalls in Linz Norwegen.

Die Voraussetzungen sind nicht ganz ideal, denn gerade der Sturm gehört mit einem Blick auf das zur Verfügung stehende Personal zu den Problemzonen in der ÖFB-Auswahl, das Verbesserungspotenzial ist enorm. Immerhin gibt es starke Indizien für eine Aufwärtstendenz. Marko Arnautovic hat in der Champions League bei Inter Mailand einen Start-Elf-Einsatz (gegen Roter Stern Belgrad) mit einem Torerfolg hinter sich gebracht, Junior Adamu darf sich bei Freiburg über einen Stammplatz freuen, Andreas Weimann konnte zuletzt bei Blackburn in der zweiten englischen Liga beginnen und Michael Gregoritsch ist nach wochenlanger Verletzungspause zurückgekehrt.

Marko Arnautovic traf in der Champions League
Marko Arnautovic traf in der Champions League © APA / Expa/Johann Groder

Der Steirer, der wegen eines Muskelfaserrisses zum Pausieren gezwungen war, fühlt sich wieder fit und wirkt voller Tatendrang. Er habe in Freiburg eine „sehr gute Reha“ hinter sich gebracht, es sei nichts überstürzt worden. „Wir sind sehr behutsam vorgegangen, dabei bin ich ja ein sehr ungeduldiger Mensch“, meint der Stürmer, für den der Linzer Rasen ein besonders ergiebiger Boden ist, denn hier hat er zuletzt stets getroffen, wie in der EM-Qualifikation gegen Aserbaidschan und Estland sowie im Test gegen Moldawien.

Überbeanspruchung als Ursache

Die Verletzung vermutet Gregoritsch doch in der Überbeanspruchung durch die Vielzahl an Spielen. Er selbst kam auf beinahe 60 Saison-Einsätze, „irgendwann sagt der Körper, dass es reicht.“ Dabei sei er, was Verletzungen betrifft, in seiner Karriere grundsätzlich „gut davongekommen“. Sein Klubkollege Junior Adamu hat nach einjähriger Absenz die Rückkehr ins Nationalteam geschafft, was eng mit seinem Fortschritt in Freiburg zusammenhängt. „Ich habe in der vergangenen Saison mit ihm gesprochen und ihm gesagt, er soll sich nicht verrückt machen lassen“, erzählt der 30-jährige Gregoritsch von seiner Rolle als fast schon väterlicher Freund. Jetzt genießt der um sieben Jahre jüngere Adamu das Vertrauen des neuen Trainers Julian Schuster, des Nachfolgers von Langzeitcoach Christian Streich. „Auch ich werde davon profitieren“, gibt sich Gregoritsch überzeugt.

In der erweiterten Offensive muss sich Christoph Baumgartner als Pendler zwischen den Welten fühlen. Im Nationalteam gilt der 25-Jährige als Schlüsselspieler und Torgarant, bei Leipzig gehört der österreichische Topkicker zu den Reservisten, zumindest in der Bundesliga, nur einmal war er von Beginn an mit dabei. In der Champions League hingegen spielte Baumgartner zweimal je 45 Minuten, wobei er gegen Juventus wegen eines Schlags ins Gesicht zur Halbzeit ausgewechselt werden musste. Es dauerte, bis das EM-Aus überwunden war, auch wegen seiner vergebenen Chance kurz vor dem Ende der Achtelfinal-Partie gegen die Türkei. Unter anderem hätten ihm die Fans bei der Aufarbeitung sehr geholfen. Aber jetzt hat er nur noch die Zukunft im Blick. „Es interessiert niemanden, was in den letzten 15 Spielen war, es geht immer um die 15, die kommen.“