Des einen letzter Tanz als Aktiver war des anderen erster. Obwohl David Alaba schon dreimal den „Niki“ als Sportler des Jahres verliehen bekommen hatte, war Österreichs schillerndster Kicker noch nie persönlich bei der Lotterien Sporthilfe Gala zugegen. Aus Zeitgründen, versteht sich. Dass sein diesmaliges Erscheinen möglich war, ist unglücklicherweise einem Kreuzbandriss geschuldet. Seine Aufgabe in Wien war aber eine äußerst ehrenvolle. Alaba verlieh den „Special Award“ an Dominic Thiem, dessen aktive Tennis-Karriere nach diesem Jahr endet und just am Ort der Gala, beim Turnier in der Stadthalle in zwei Wochen, einen würdigen Abschied bereitet bekommen wird. „Daran, dass es bald vorbei ist, denke ich noch keine Sekunde. Denn es ist ja noch nicht vorbei“, sagte der gut aufgelegte Niederösterreicher. Er erhielt auch Videogratulationen von Rafael Nadal, Novak Djokovic und Roger Federer. „Das Tennis wird dich schwer vermissen, unsere Freundschaft war mir auf der Tour immer wichtig“, sagte etwa Federer.

In der Stadthalle holte Thiem 2019 den Sieg bei seinem Heim-ATP-Turnier, ein Jahr später gab es für ihn dann die Auszeichnung zum Sportler des Jahres – damals noch in der Marx-Halle. „Die Stadthalle ist immer schön, egal ob beim Tennisturnier oder der Gala. Es ist aber schon ein bisschen ungewohnt für mich“, grinste Thiem, der als jüngster Sportler überhaupt den Ehrenpreis bei einem „edlen Abend“ erhielt und sich über die Übergabe durch Kumpel Alaba riesig freute. Generell erfreute sich der US-Open-Sieger von 2020 am Miteinander der österreichischen Sportfamilie zu diesem Anlass: „Es sind alles richtig coole Typen da, egal welche Sportlerin, welcher Sportler. Man trifft sich eh viel zu selten.“

Apropos Alaba: dieser durfte sich davor noch – ebenso wie Paracycler Thomas Frühwirth – auf der Straße der Sieger verewigen, seine Hand- und Fußabdrücke sind nun Teil dieses legendären Untergrunds. „Mir bedeutet das richtig viel, vor allem, wenn man sieht, wer hier schon aller drauf ist“, sagte der ÖFB-Kapitän, der auch sportlich ein Update geben konnte: „Es geht mir gut, ich mache Schritte nach vorne. Jetzt gilt es, jede Trainingseinheit optimal zu nutzen.“

Spezielle Ehre für Michael Kuhn

Schon vorher wurde ein zweiter „Special Award“ übergeben. Michael Kuhn, langjähriger Präsident von „Sports Media Austria“ und Sportchef der Kronen Zeitung, wurde vom aktuellen Präsidenten und Kleine-Sportchef Michael Schuen geehrt. „Als erster Nicht-Sportler und Vorbild für uns alle“, so Schuen, der gemeinsam mit Sporthilfe-Präsidentin Susanne Riess-Hahn die Bühne betreten hatte.

Vor Ausnahmeathlet Thiem verneigte sich bei der Gala, durch die Mirjam Weichselbraun und Karina Toth führten, das versammelte Sportland. Sportminister Werner Kogler, vertrat mit Verteidigungsministerin Klaudia Tanner das politische Österreich, hob auch die generell große Vorbildwirkung von Thiem und seinen Kollegen im Spitzensport hervor: „Die Idole können sich hier noch besser präsentieren. Das hat auch Auswirkungen auf den Breitensport, vor allem auf Kinder und Jugendliche.“ Als „wirklich nicht gut“, stufte ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer seine eigenen Tenniskenntnisse ein, umso beeindruckter zeigte er sich von Thiem und dessen Karriere: „Ich habe ihn wirklich immer genau verfolgt, vor allem auch deshalb, weil mein Sohn selber Tennis gespielt hat und Thiem immer ein Vorbild und Antrieb für ihn war.“

Skisprung-Legende Andreas Goldberger wurde nicht müde zu betonen, „wie sehr sich der Dominic Thiem das verdient hat. Klar läuft man sich im Laufe der Zeit über den Weg und plaudert, er ist ein sehr sympathischer Kerl. Besonders gefällt mir, dass auch David Alaba endlich einmal dabei sein konnte.“ Für Goldberger gibt es auch zum Tennissport bei der Sportler-Gala eine Überschneidung. „Denn 1995 hat mir Thomas Muster den Sportler des Jahres weggeschnappt. Ich habe mich aber voll für ihn gefreut – außerdem habe ich es ihm im Jahr darauf heimgezahlt und selber gewonnen“, sagte er lachend.

Thiems niederösterreichischer Landsmann und Davis-Cup-Kapitän Jürgen Melzer streute ihm ebenfalls Rosen: „Er hat sich das verdient, diese Leistungen hatten wir erst einmal. Nach Thomas Muster ist er der größte österreichische Tennisspieler und der Rahmen für die Ehrung ist cool. Es passiert nicht auf einem Tennisplatz, sondern hier, das ist schön.“

Österreichs „Sportler mit Herz“, Rollstuhltennisspieler Nico Langmann, verbindet nicht nur eine lange Freundschaft mit Thiem, „er ist und war auch immer ein Vorbild“, verrät Langmann, der als Multitasker auftrat. Denn auch für den ORF übernahm Langmann prompt eine Moderationsrolle: „Nein sagen kann ich nicht so gut, mache bei vielem mit. Ich finde aber, das ist eine Stärke von mir.“

Thiem wusste natürlich über die Grenzen hinaus zu beeindrucken. „Schade, dass er am Ende auch Pech hatte mit der Verletzung, aber diese Karriere steht einfach für sich“, lobte Österreichs „Lieblings-Deutscher“ Felix Neureuther, der sich schon auf das Ski-Comeback von Freund Marcel Hischer für die Niederlande freut: „Die Frage ist dann nur, wenn er wieder etwas gewinnt: Darf ein für Holland startender Österreicher hier eigentlich nochmal Sportler des Jahres werden?“

Sportmoment ging an die Basketballer

Musikalisch untermalt wurde die Veranstaltung von einem bunten Austro-Mix aus Kaleen, Julian Le Play und Ina Regen. „Österreichischer Sport ist ein Lebensgefühl, es ist schön, wenn es Momente gibt, die eine ganze Nation zusammenkommen lassen und es gibt auch Parallelen zur Musik“, sagte Regen. Einer dieser Momente war der historische Doppelsieg der 3x3-Basketballer (Männer und Para) bei der EM in Wien – ausgezeichnet als Österreichs „Emotionaler Sportmoment“. „Unglaublich, ich kann es gar nicht glauben, was für eine Bühne für unseren Sport“, jubelte 3x3-Ass Nico Kaltenbrunner.