„Dank Politik ohne Sachverstand ist das halbe Steirerland morgen Früh im Krankenstand!“, dichtete die Sturm-Kurve unter anderem. Oder: „Wir müssen über die Pack, weil unsere Politik ist net so auf Zack!“ Oder: „Uhrturm statt Lindwurm“. Oder: „Sporthauptstadt Klagenfurt?“ Sprüche wie diese flankierten auf zahlreichen Transparenten rund um den Anpfiff des Champions-League-Duells mit dem FC Brügge das große Motto: „Im Übrigen sind wir der Meinung, dass Sturms Heimat Graz sein muss.“

Ilzer: Ein Fingerzeig der Fans

Die Problematik ist bekannt: Für die erstmalige Teilnahme an der Königsklasse seit 23 Jahren muss der SK Sturm nach Klagenfurt ausweichen. Die Schuld dafür sieht das Publikum bei der Grazer Stadtpolitik. Angesprochen dürfen sich mit ÖVP, FPÖ, KPÖ, den Grünen und SPÖ gleich fünf Parteien fühlen, die im fraglichen Zeitraum in der Stadtregierung saßen.

Als Bühne für den Protest das erste „Heimspiel“ in der Champions League zu wählen, erwies sich als wirkungsvoll, schließlich zählte die Stadionfrage folglich zu den heißesten Gesprächsthemen. „Das war ein klarer Fingerzeig der Fans in Richtung Stadtpolitik in Graz. Wenn man 25 Jahre lang nichts tut beim Stadion und zwei Bundesligavereine in der Stadt hat, ist es ein extremes Versäumnis“, mahnt Sturm-Trainer Christian Ilzer.

Für Ilzer geht es auch um den Breitensport

Der 46-Jährige unterstreicht: „Ein Stadion ist auch ein Wahrzeichen einer Stadt. Sturm Graz ist ein Symbol der Stadt Graz, ein Symbol der Steiermark. Jeder einzelne Fan – und das haben sie zum Ausdruck gebracht – würde sich wünschen, in Graz zu spielen.“ Für Ilzer geht es in dieser Thematik nicht ausschließlich um den Spitzensport, sprich Sturm und GAK, sondern auch um den Breitensport.

Der Coach betont, wie stolz es ihn mache, wenn Kinder durch Idole aus dem Fußball zum Sport finden: „Wenn sie dadurch begeistert werden, ein aktives Leben – sei es im Fußball, im Basketball oder anderen Sportarten – zu führen und Sportvereinen beizutreten. Die Stadt Graz muss klare Zeichen setzen, ob das der Bau von Stadien oder anderen infrastrukturellen Geschichten ist. Für eine aktive Gesellschaft muss man eine Infrastrukturinitiative im Sport starten.“

Der aktive Fanblock versuchte gegen Brügge, für eine würdige Heimspielatmosphäre zu sorgen. Dies gelang teilweise, aber so richtig sprang bei der 0:1-Niederlage weder vom Feld, noch vom organisierten Support der Funke auf das ganze Stadion über.

„Es fühlt sich nicht an wie zu Hause“, meint etwa Jusuf Gazibegovic, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt und bekräftigt: „Es ist ein Sch…, dass wir nicht in Graz spielen. Das regt uns Spieler natürlich auch auf, auch wenn Klagenfurt ein guter Fleck für uns ist.“ Zu Hause in Liebenau sei von der Stimmung her noch mal mehr möglich: „Dank der Energie, die wir dort haben, haben wir schon unglaubliche Leistungen gezeigt. Dort macht es sicher mehr Spaß als hier.“

Ilzer bedauert, dass man es nicht geschafft habe, die Fans mit einem Sieg zu beschenken, nachdem sie die Anreise in Kauf genommen und die Mannschaft trotzdem großartig unterstützt haben. Dennoch sei es wichtig, die Situation anzunehmen, wie sie ist: „Es ist einfach Fakt, dass wir nicht in Graz spielen. Wir können herumplärren, was wir wollen. Es ändert nichts an der Situation.“