Nina Ortlieb tastet sich nach ihrer schweren Verletzung im letzten Winter ans Comeback heran. Die Abfahrts-Vizeweltmeisterin steht dieser Tage in Sölden auf Schnee, im Stangentraining sollen die nächsten Schritte nach vorne nach dem Schien- und Wadenbeinbruch im rechten Bein erfolgen. Den Speed-Weltcupauftakt in Beaver Creek Mitte Dezember sieht die Vorarlbergerin als „realistisches“ Ziel, das Gefühl auf Schnee sei jedenfalls „sehr gut“. Die Heim-WM 2025 winkt als Highlight.
Anfang Dezember des Vorjahres passierte Ortlieb das folgenschwere Malheur. Beim Einfahren für den Super-G von St. Moritz kam sie zu Sturz. Was folgte war nicht nur die 20. Operation ihrer Laufbahn, sondern auch Wochen des Zweifelns. Natürlich habe „man die zwischendurch“, berichtete Ortlieb bei einem Online-Medientermin am Montag. Kraft gab der Blick auf Kolleginnen und Kollegen wie Cornelia Hütter, Sofia Goggia oder Hermann Maier, die den Schritt zurück geschafft hatten. „Es gibt viele Beispiele im Ski-Weltcup, die trotz Verletzungen wieder in der Spitze mitfahren können.“ Der Blick geht jedenfalls wieder nach vorne.
Positiv überrascht von den Krafttestungen
„Es ist schneller gegangen, als manche erwartet haben“, meinte Ortlieb. Bei den Krafttestungen vor zwei Wochen sei sie selbst positiv überrascht worden. „Das hat mir extrem viel Selbstvertrauen gegeben.“ Im Skischuh und auf Schnee sei sie beschwerdefrei, so die 28-Jährige. „Da würde man nicht sehen, welcher Fuß der verletzte ist.“ Probleme bereiten jedoch noch einbeinige Sprünge, auch Wandern steht noch nicht am Plan. „Große Bergtouren sind jetzt nicht angedacht, das Bergabgehen macht noch Probleme“, sagte Ortlieb.
Während die Speed-Gruppen des ÖSV im Sommer Richtung Neuseeland und Südamerika abhoben, blieb die Abfahrtszweite der WM 2023 in der Heimat. Für Ortlieb nichts Neues, ihre Verletzungshistorie ist bücherfüllend. Zu mehrfachen Knie-Operationen kommen Brüche im Becken, Schambein, Oberarm, Mittelhandknochen, Sprunggelenk, eine Schulterluxation und Rippenfraktur. Die in St. Moritz erlittene Fraktur war aber mit Sicherheit eine der schwerwiegendsten. „Das Wichtigste ist, dass man an sich selbst glaubt“, sagte Ortlieb nun.
Riesentorlauf-Training als Basis für die Rückkehr in den Speed-Bereich
Das Stangentraining ist der nächste Schritt. Sicherheit sollen vorerst Riesentorlauf-Einheiten als Basis für die Rückkehr in den Speed-Bereich geben. „Der späte Terminkalender für die Speed-Damen hilft natürlich. Es sind noch fast zehn Wochen bis zu den ersten Speed-Rennen, das schätze ich als realistisch ein, es ist ein Ziel“, erklärte Ortlieb auf ihre Pläne angesprochen. So soll es Ende November nach Copper Mountain (Colorado) gehen, und von dort weiter nach Beaver, wo am 14. Dezember eine Abfahrt und tags darauf ein Super-G auf dem Programm stehen.
Falls es nicht klappen sollte, bleiben noch andere Highlights. „Mit der Heim-WM ist ein Spielraum da, um sich auf das richtige Highlight einzustimmen“, meinte Ortlieb mit Blick auf die Titelkämpfe in Saalbach-Hinterglemm von 4. bis 16. Februar 2025. Bis dahin will sie wieder in Form sein - physisch wie psychisch: „Die mentale Sicherheit ist im Skisport entscheidend, um sich wieder am Limit bewegen zu können.“