Das Grazer Eishockey-Publikum ist eines, das sich in der Regel schnell mitreißen lässt. Nach den zwei Auswärtssiegen zum Auftakt kamen 3334 Fans zum Heimauftakt in die Liebenauer Halle – so viele wie überhaupt noch nie zu einem ersten Heimspiel einer Saison. Und das Kommen sollte sich bezahlt machen, denn die Partie gegen Villach war eine der besseren und unterhaltsameren einer 99ers-Mannschaft im Bunker seit langer, langer Zeit.
Den Beginn machte das neue „Walk on Ice“-Video der Grazer, in dem Neo-Präsident Herbert Jerich einen mit 99ers-Logo verzierten Lamborghini ins Merkur-Eisstadion chauffiert und das Spiel per Puckeinwurf freigibt. Das erste Raunen machte die Runde, als die neue Videowall aktiviert wurde. Und dann ging es sportlich zur Sache. Nach einer frühen Unterzahl (Kapitän Korbinian Holzer musste nach 54 Sekunden auf die Strafbank) drückten die 99ers auf das erste Tor. Dieses sollte Nico Brunner erzielen, der in der siebenten Minute auf 1:0 stellte. Es folgte eine Drangperiode der Hausherren, Rok Tičar fälschte unhaltbar zum 2:0 ab (10.). Besser hätte die Heimpremiere der neu formierten Grazer Mannschaft kaum beginnen können. Wenn die Gäste aus Villach offensiv gefährlich wurden, war Jonas Gunnarsson im Kasten der 99ers zur Stelle.
VSV glich aus
In der 33. Minute musste der Schwede doch hinter sich greifen. John Hughes zog ab und verkürzte auf 1:2 – die Gäste präsentierten sich im Mitteldrittel aktiver als noch zu Beginn, ganz aus dem Nichts kam das Tor also nicht. Vier Minuten später stand es plötzlich 2:2. Holzer war kurz ohne Schläger, Villach nützte dies in Person von Nikita Scherbak zum Ausgleich. So spektakulär die ersten 20 Minuten der Gastgeber waren, so bitter verlief das zweite Drittel aus steirischer Sicht. Die Schockstarre auf der Tribüne hielt nicht lange an. Nach der zweiten Pause benötigte Michael Schiechl nur zehn Sekunden, um die Grazer Führung wiederherzustellen. Lukas Haudum bediente das 99ers-Urgestein ideal. Villach ließ sich nicht beirren, ein schwerwiegender Abwehrfehler brachte den 3:3-Ausgleich durch Chase Pearson (46.).
Sportdirektor Philipp Pinter hat aber nicht ohne Grund zahlreiche Torjäger an die Mur gelotst: Kevin Roy auf Tičar, der zurück auf Roy – 4:3 für die 99ers (46.). Postwendend war der Vorsprung wiederhergestellt und der Grazer Anhang feierte auf den Tribünen. Diesmal sollte die Führung halten, Holzer machte in der 56. Minute den Deckel drauf – 5:3! Am Ende hieß es 6:4. „Megageil“, sagte Haudum. „Es hat jedem von uns getaugt.“