Es gibt sicherlich einige Eigenschaften und Attribute, die Marco Schwarz auszeichnen. In seiner momentanen Situation ist es aber wohl sein Optimismus, seine positive Grundeinstellung. Denn nach seiner schweren Knieverletzung, erlitten Ende des Vorjahres bei der Abfahrt in Bormio, war der Kärntner gerade wieder dabei, das Ski-Training zu beginnen, als der nächste Hammer kam. Statt mit dem Team nach Chile zu fliegen und an der Rückkehr in den Weltcup zu feilen, landete er wieder im Operationssaal. Nicht wegen aufgetretener Knieprobleme, sondern aufgrund eines akuten Bandscheibenvorfalls. Logische Folge: Das Comeback, das terminlich noch gar nicht sicher war, verzögert sich weit in die Zukunft. Doch ein Marco Schwarz lässt sich davon nicht aus der Ruhe bringen. „Ich bin immer positiv geblieben“, erklärt er lächelnd bei seinem ersten Medientermin seit der Bandscheiben-Operation vor rund vier Wochen.

Auch dieser Termin hätte schon früher stattfinden sollen, vor zwei Wochen hatte das Hochwasser in weiten Teilen Niederösterreichs und auch Wiens die geplante Pressekonferenz zunichte gemacht. Nun sprach der Radentheiner erstmals über den Schock im August. „Die Koffer für das Training in Chile waren praktisch schon gepackt, ich war auch schon das erste Mal nach meinem Kreuzbandriss auf Schnee – und das Gefühl war gut“, erklärt er. Doch plötzlich wurden die Schmerzen im Rücken („Die habe ich über den ganzen Sommer gespürt, aber mir nicht viel dabei gedacht“) anders, es entstand ein Ziehen am Nerv bis in die Wade. Schwarz: „Das war dann der Moment, wo ich wusste: Da stimmt was nicht.“ Der Plan nach einer ersten Untersuchung, das Problem konservativ und mit Therapie zu lösen, wurde schnell verworfen, es ging auf den Operationstisch. „Da hat man die Teile weggeschnitten, die auf die Wirbelsäule gedrückt haben.“ Danach hieß es: Ruhe. „Man muss abwarten, bis sich das Narbengewebe am Bandscheibenring bildet, ich habe so viel Zeit mit der Familie verbringen können, bin viel in der Sonne gelegen“, erzählt er.

„Von Rennfahren sind wir noch ganz weit weg“

Natürlich grübelte auch er, was der Auslöser sein könnte. „Wenn man acht Monate mit der Reha für das Knie beschäftigt ist, kann es schon sein, dass gewisse Ausweichbewegungen entstehen, die auf Kosten anderer Strukturen gehen“, sagt er aber nur und richtet den Blick fest nach vorne, in die Zukunft. „Ich habe schon einen groben Plan. Wenn alles gut geht, will ich Ende Oktober wieder auf Schnee gehen, aber da sind wir von Rennfahren noch ganz, ganz weit weg. Nicht vergessen: Ich komme ja erst von einer Knieverletzung zurück. Wann ich wieder Rennen fahren kann? Das wird man sich anschauen. Das Ziel ist es, noch diese Saison wieder im Weltcup zu fahren.“ Eine Saison, in der mit Saalbach 2025 aber auch eine Heim-WM ansteht. „Die habe ich im Hinterkopf, ja. Aber ganz weit hinten. Ich will ja nicht nach dieser Saison aufhören, ein paar Jahre sind da schon noch drinnen.“

Und doch: Es wird sich etwas ändern, auch in seiner Planung. „Man lernt im Leben immer dazu, vielleicht benötigt es in gewissen Phasen mehr Regeneration. Man muss gewisse Dinge immer hinterfragen. Aber klar ist auch, dass ich mich vor dem Sturz immer gut gefühlt habe, immer bereit war. Aber eventuell ist der Start bei allen Rennen auch ein Grund, warum das jetzt passiert ist.“ Wenn man aber um den Gesamtweltcup mitfahren wolle, müsse man das „Vielfahrer-Programm“ auf sich nehmen. Nicht aber kommende Saison: „Da wird das Programm naturgemäß sehr reduziert sein. Aber irgendwann will ich dort anschließen, wo ich aufgehört habe: als Allrounder.“

Die Lust aufs Skifahren hat er sowieso nie verloren, mit dem Teamkollegen in Chile hatte er während deren Aufenthalt viel Kontakt. „Wir haben fast täglich telefoniert“, sagt er, „denn auch, wenn ich letztlich ein Einzelkämpfer auf der Piste bin, bin ich nach wie vor Teil des Teams.“ Was ihn weniger interessiert? „Die Konkurrenz. Wenn ich höre, dass Marco Odermatt in der Form seines Lebens sein soll, dann freut mich das wie für alle, die gesund und gut in Form sind. Mein Interesse am Skisport ist groß, ich bleibe skifanatisch.“ Doch rückt sich der Fokus naturgemäß auf ihn selbst: „Es gilt, schmerzfrei zurückzukommen. Ich übereile nichts, es braucht ein gutes Zusammenspiel zwischen Rücken und Knie.“

Was er zu Marcel Hirscher sagt? „Ich habe auch gelesen, dass es ihm nicht gut gegangen sein soll. Aber das war in der Vorbereitung bei ihm nie anders. Darauf würde ich nicht allzu viel geben. Ich traue ihm sehr viel zu, er ist körperlich topfit und hat sicher nichts verlernt“, meinte er lächelnd. Selbst bei bzw. für Hirscher ist Schwarz also optimistisch. So wie bei sich selbst: „Ich muss nur geduldig bleiben und auf mich schauen. Auch wenn dieses Jahr bisher sehr, sehr zäh war.“