Ein einziges Bundesligaspiel – das 1:1 gegen den GAK – hat der TSV Hartberg im vergangenen Monat gespielt. Die Länderspielpause hat einen Teil dazu beigetragen, die Verschiebungen der Spiele gegen Salzburg (Champions-League-Play-off) und WSG Tirol (Unwetter) einen weiteren. „Rhythmus haben wir überhaupt keinen“, gibt auch Interimstrainer Markus Karner zu, der heute die Hartberger gegen Klagenfurt aufs Feld schicken wird. „Wir haben so aber sehr gut Zeit gehabt, ein paar Sachen reinzubringen. Das hat uns in die Karten gespielt.“ Seit mittlerweile zweieinhalb Wochen steht A-Lizenz-Trainer Karner der Bundesligamannschaft der Hartberger vor. Was ihm in dieser Zeit wichtig war? „Wir sind jetzt zielstrebiger unterwegs Richtung Torabschluss, durch die Positionierung der Spieler, aber auch durch technische Dinge.“

Gleichzeitig soll die Mannschaft gegen den Ball noch höher und aktiver agieren, als zuletzt. Ermöglicht würde das, durch die Voraussetzungen im Kader. Die Innenverteidiger sind durch hohe Sprintgeschwindigkeit in diesem Zusammenhang nicht limitiert, die Außenverteidiger – Jürgen Heil und Manuel Pfeifer – verfügen über extreme Laufbereitschaft. Vor der Verteidigung können mit Youba Diarra und Justin Omoregie zwei Spieler aus der Red-Bull-Schule aufgeboten werden, denen die aktive Arbeit gegen den Ball im Blut liegt. „Ich blicke extrem zuversichtlich Richtung Klagenfurt“, sagt Karner. „Ich erkenne in der Mannschaft ein Stimmungsbild, das einen Sieg sehr wahrscheinlich macht.“

Strohmannlösung ist in Hartberg ausgeschlossen

Und auch die Mannschaft genießt die Zusammenarbeit mit dem 46-jährigen Burgenländer. Im Mannschaftsrat hat man sich bereits für eine weitere Zusammenarbeit mit Karner ausgesprochen. In der Rolle als Cheftrainer ist das aber unmöglich. Als A-Lizenz-Trainer darf der Familienvater maximal 60 Tage der Mannschaft vorstehen. Aktuell betreut er neben der Bundesligamannschaft auch die Landesligamannschaft der Hartberger. Am Dienstag waren das also zwei Trainingseinheiten mit den Profis und das Spiel gegen Lebring in der Landesliga. Damit soll nächste Woche aber Schluss sein, am Sonntag oder Montag wird der neue Trainer in Hartberg bestellt. Ob Karner aufgrund der englischen Woche – die Hartberger spielen bereits am Donnerstag wieder – dann auch noch eine Zeit lang bei den Profis dabei ist, wird man sehen. Die Doppelbelastung – Profis und Amateure – tut er sich aber nicht mehr lange an. „Sonst steuert man schnurstracks in ein Burnout“, sagt er. Noch bekommt er die Unterstützung von der Familie. „Meine Kinder freuen sich für mich, dass ich diese Chance und diese Aufmerksamkeit bekomme“, sagt Karner.

Wie es mit seiner Trainerlaufbahn weitergeht, ist aktuell offen. Denn einerseits würde die Arbeit mit den Amateuren und als Projekt-12-Trainer „Megaspaß machen. Aber mit jedem Tag der Zusammenarbeit steigt auch die Lust auf die weitere Arbeit mit der Bundesligamannschaft“. Karner sehe sich durchaus in der Lage, als Co-Trainer weiter Teil des Betreuerteams der Profis zu sein. Was für ihn nicht geht: „Eine Strohmannlösung. Also dass jemand mit Pro-Lizenz kommt, ich aber an vorderster Front weiterarbeite. Das kann eine gewisse Zeit gutgehen – langfristig nicht.“

Seit 2015 will Markus Karner in den Pro-Lizenz-Kurs

Teil des Pro-Lizenz-Kurses zu werden, probiert Karner seit 2015. Vier Mal wurde er abgelehnt. „Das wird schon seine Gründe haben.“ Grundsätzlich würde es ihn schon reizen, die Pro-Lizenz zu machen. Aber: „Ich weiß gar nicht, ob ich nächste Saison für das Assessment-Center zugelassen werde.“ Dafür braucht es den Nachweis, zuletzt in der Regionalliga gearbeitet zu haben – das hat Karner aber nicht. Oberliga und Landesliga waren zuletzt seine Kragenweite. Und die individuelle Arbeit mit den größten Talenten der Hartberger. Gut vorstellbar, dass ein solches heute das erste Mal in der Bundesliga aufläuft. Die Chance, die Klagenfurter zu überraschen, ist groß.