Es dauert nicht mehr lange bis zum Gang an die Urnen, dann wählt Österreich seinen neuen Nationalrat und seine neue Regierung. Dass der Sport bei der Bildung von Koalitionen großes Thema sein wird, ist dabei praktisch auszuschließen. Zu wenig kann man auf diesem Feld in der Wählergunst gewinnen. Und doch: Man sollte dem Sport durchaus eine gewichtige Rolle zudenken, immerhin ist es Bewegung, die auf vielen Ebenen Besserung bringen kann und auch soll: Etwa dabei, dass „Bewegung“ für viele Jugendliche Mangelware ist. Ein Umstand, der sich nicht nur auf Lern- und Konzentrationsfähigkeit in den Schulen auswirkt, sondern in weiterer Folge auch auf die Gesundheit samt enormen Folgekosten für das System. Oder dabei, dass sich der eklatante Rückgang an der Bewegungsfreude verbunden mit der sinkenden Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, gewürzt mit bürokratischen Hürden im Vereinswesen und schlechter (Sport-)Infrastruktur samt überschaubaren Rahmenbedingungen für den Spitzensport auch in ausbleibenden Erfolgen im internationalen Vergleich auswirken werden.

Union-Präsident Peter McDonald

Lange Zeit war der Sport bei Erfolgen gerne Schmuckstück, bei Entscheidungen aber eher geduldetes, oder gar lästiges Beiwerk. „Der Sport“, national aufgrund der theoretischen Zuständigkeit der Länder oder anderer Ministerien (Gesundheit, Bildung, etc.) unterdotiert, schwankte zwischen „Trostpreis“ bei Regierungsbildungen und Verschubmasse. Langsam aber bekommt der Sport jene Lobby, die er sich so lang gewünscht hat. Bestes Zeichen: Schon vor den Wahlen fordern nicht mehr einzelne Verbände oder Vertretungen gewisse Dinge ein, sondern „der Sport“. Und mit Sport Austria und auch der Sportunion haben gleich zwei entscheidende „Spieler“ Fragen an die kandidierenden Parteien gerichtet – eben danach, wie man mit dem „Thema Sport“ umzugehen gedenkt. Die fünf Parlamentsparteien haben auf die Fragen auch geantwortet.

Sport-Austria-Präsident Hans Niessl
Sport-Austria-Präsident Hans Niessl © GEPA pictures

Aus Sicht des Sports positiv: In vielerlei Hinsicht gibt es Gemeinsamkeiten über alle Grenzen hinweg – etwa bei der „täglichen Bewegungseinheit“ in den Schulen, die in der ablaufenden Legislaturperiode zumindest in Musterregionen eingeführt und evaluiert wurde. Auch wenn es so gesehen eher überrascht, dass die Umsetzung nach wie vor nicht als gelungen abgehakt werden kann. Was alle Parteien ebenso eint: Der Wunsch, die Sportinfrastruktur zu verbessern und einen nationalen Bedarf zu ermitteln; das Nationalstadion als solches wird dabei nur von der ÖVP dezidiert genannt. Sport Austria forderte dafür zuletzt eine Milliarde Euro (ohne ein etwaiges Nationalstadion), durch die wenigstens die akuten Mängel behoben werden könnten. Interessant sind die verschiedenen Sichten auf die Zuständigkeit: Während die ÖVP den Sport gar im Bundeskanzleramt gebündelt sieht (der die Arbeit aller Ressorts steuert), sehen SPÖ und Grüne in vielen Dingen neben einem Sport- vor allem das Gesundheitsministerium gefordert, die FPÖ und Neos wiederum würden das Bildungsministerium in Erstverantwortung sehen.

Die Links zu den Umfragen

Die Fragen der Sportunion und die Antworten der Parteien, Teil 1
Die Fragen der Sportunion und die Antworten der Parteien, Teil 2
Die Fragen von Sport Austria und die Antworten der Parteien

Weitere Punkte mit viel Überschneidungspotenzial: Die Zukunft der Sportförderung, die Nutzung von öffentlichen Sportstätten, etwa an Schulen, für Vereine auch an Wochenenden und in den Ferien, Abbau von Bürokratie bis hin zu etwaigen „Bagatellgrenzen“ bei Förderungen bis hin zur Förderung präventiver Gesundheitsmaßnahmen, die durch und mit Bewegung zu erreichen sind. Die Unterschiede liegen, wie so oft, im Detail. Es lohnt sich, die Antworten auf der Website der Sportunion zu durchforsten und eigene Schlüsse zu ziehen. Sportunion-Präsident Peter McDonald war jedenfalls angetan: „Die Politiker-Umfrage der Sportunion zeigt positive, wichtige Gemeinsamkeiten. Gerade was notwendige Investitionen in neue und die flächendeckende Öffnung von bestehender Sportinfrastruktur für Sportvereine betrifft, gibt es positive Signale.“ Und er verspricht: „Die Sportunion bleibt bei den Regierungsprogrammverhandlungen dran, damit diese Wahlversprechen tatsächlich umgesetzt werden und bei den Sportvereinen ankommen.“

Geht es nach den Visionen aller Parteien, wird es das nicht brauchen. Denn ÖVP („Geschafft: Österreich ist eine Sportnation!“), SPÖ („Österreich bewegt sich mehr denn je!“), FPÖ („Unter der Verantwortung der wurde die Sportförderung effizienter gestaltet“), Grüne („Die Grüße Sportpolitik hat den Breitensport für alle gefördert“) und Neos („Österreich ist in Bewegung gekommen“) formulieren ihre „Wunsch-Schlagzeile“ nach einer etwaigen Regierungsbeteiligung durchaus ähnlich. . .