Wenn Benjamin Karl über ein Szenario dahinphilosophiert, heißt es die Ohren zu spitzen, denn „materialtechnisch haben wir einiges weitergebracht, sind noch stärker als letztes Jahr und das auch im Slalom. Wenn ich das Boarden über den Sommer nicht verlernt habe und das Gesamtpaket passt, könnte es im Winter g‘scheit scheppern.“
Die Konkurrenz wird sich wenig überraschend wohl wieder ziemlich warm anziehen müssen, allerdings hat der Fünffach-Weltmeister eine nicht unwesentliche Tatsache im Hinterkopf – nämlich die Hundertstelentscheidungen.
Der akribische Paradeathlet sei zu Beginn richtig gut ins Training gestartet, war extrem stark drauf, „bis ich plötzlich die Motivation auf der Strecke verloren habe“, gesteht der Olympiasieger, der gezwungen war, zu reagieren. „Ich war als Alternative Berglaufen und habe weniger trainiert, sodass ich jetzt wieder glücklich bin und schufte, was das Zeug hält. Der Kampfeswille ist zurück“, verdeutlicht Karl, der kurze Pausen bewusster lebt. „Immer nur durchdrehen geht nicht.“
„War für uns alle eine reichhaltige Erfahrung“
Auf den Familienurlaub in China angesprochen, verriet der zweifache Familienvater, „dass die erste Woche hardcore gewesen ist. Ich habe meine Frau Nina direkt aus ihrer Komfortzone geholt. Sie tut sich nicht so leicht mit Veränderungen und dort ist halt alles anders. In der zweiten Woche haben wir uns eingelebt, letztlich war es für uns alle eine reichhaltige Erfahrung“, erzählt der amtierende Gesamtweltcupsieger, der einige Stunden in der Skihalle in Chengdu verbracht hat. Denn egal, wo der Erfolgsboarder auftaucht, er ist zum Arbeiten dort. „Es ist im Prinzip Teil meines Vertrages, da ich für ein chinesisches Team arbeite. Ich helfe ihnen, besser zu werden und versuche mein Know-How einzubringen.“
Im Augenblick weilt der Lienzer in Obertauern und gönnt sich seine „Benji-Me-Vollprofi-Time“. „Da konzentriere ich mich nur auf mich und meinen Körper. Am Wochenende bin ich bei der MotoGP in Spielberg und dann geht‘s Ende August nach Cervinia auf Schnee.“
Der Reiz der Nummer sechs
Die Weltmeisterschaft 2025 in der Schweiz ist für den Ausnahmekönner noch in weiter Ferne, „wobei die Generalprobe habe ich dort überragend erledigt, was natürlich kein Indiz ist, aber es taugt mir hier enorm.“ Schließlich hat Titel Nummer sechs seinen großen Reiz. „Vorher freue ich mich erstmal riesig aufs snowboarden und auf neue Dinge, die wir ausprobieren werden. Und ich weiß ja, dass vieles schon funktioniert.“