Der Weg abwärts ist Stefan Rettenegger auf der Schanze alles andere als fremd, doch wie hat sich der Bungee-Sprung angefühlt? „Da geht’s richtig weit runter ins Loch, es wackelt und der Wind pfeift. Das war Schock, Nervenkitzel und Zittern zugleich. Ich habe mich sehr überwinden müssen“, gesteht der ÖSV-Kombinierer, der mit seinem Bruder Thomas das Abenteuer auf der 1902 Meter hoch gelegenen Kölnbreinsperre wagte. „Es war eine coole Erfahrung, aber sofort wieder brauche ich es nicht.“

Es ging abwärts ...
Es ging abwärts ... © Tomaz Druml

Was er hingegen benötigt, ist die Vorbereitungsphase und die läuft wie am Schnürchen. Zuletzt absolvierten die Kombinierer ein Trainingscamp in Norwegen – die WM findet 2025 in Trondheim statt. „Eine Einzelmedaille ist das Ziel, ich hätte einiges vor“, sagt Rettenegger, der bei seinen ersten Sprungversuchen als Vierjähriger angeblich ständig hingefallen ist. „Ich bezweifle das noch immer“, grinst der zweifache WM-Team-Bronzene von Planica, der die Nerven seiner Trainer auch mal überstrapaziert. „Den Sturkopf werde ich vermutlich nicht mehr los. Aber damit man stur sein kann, braucht es ein klares Bild vor Augen. Ich bin jemand, der ganz genau weiß, was er will“, verdeutlicht der Perfektionist.

Beständigkeit war der wesentlichste Unterschied

Bereits in der Jugend sorgte der Wintersportler für Furore. 2020 krönte er sich zum zweifachen Jugend-Olympiasieger, 2022 zum Einzel-Weltmeister. Ein Aufstieg war abzusehen. Vergangene Saison hatte der Senkrechtstarter, der seine Rückenprobleme gut im Griff hat, die Podestplätze abonniert. Der Konkurrenzkampf im eigenen Lager mit Johannes Lamparter beflügelt beide.

Insgesamt elfmal schaffte der 22-Jährige aus Pfarrwerfen im Weltcup den Sprung aufs Stockerl. Seine Beständigkeit war der wesentlichste Unterschied. Nur eine Kleinigkeit fehlte. „Ich war knapp am Sieg dran, aber den habe ich mir für heuer aufgespart“, meint Rettenegger, der sich im Gesamtweltcup nur dem norwegischen Superstar Jarl-Magnus Riiber geschlagen geben musste.