Schon vor dem Anpfiff der Begegnung zwischen Sturm und Hartberg – und völlig egal, wie die Partie heute in Graz endet – ist die Vormachtstellung im steirischen Fußball geklärt. Sturm ist die Nummer eins – in allen Kategorien, da kann auch Zweitliga-Aufsteiger GAK nicht mitmischen. Denn Meistertitel und Cupsieg feiert man nicht einfach zufällig. Und dementsprechend formuliert auch Hartberg-Trainer Markus Schopp: „Spiele gegen den SK Sturm sind aus Hartberger Sicht immer etwas Besonderes. Ganz besonders in diesem Jahr, da wir gegen den amtierenden Meister und Cupsieger spielen.“

Die Hartberger, so heißt es, wüssten aber genau, worauf es gegen Sturm ankommt. Schopp hofft auf einen mutigen Auftritt. „Es ist wichtig, dass wir nicht dumm oder naiv sind.“ Attribute, die er seiner Mannschaft nach dem 1:2 gegen den LASK zugeschrieben hat – zwei Mal mussten sich die Hartberger nach Standardsituationen geschlagen geben, Sturms Stärke bei ruhenden Bällen ist bekannt. Unabhängig davon wird spannend zu beobachten sein: Sticht Schopps Spielaufbau tief aus der eigenen Hälfte oder doch das energische Angriffspressing von Christian Ilzer?

Für den Sturm-Coach ist das Spiel der Oststeirer um eine neue Facette angereichert: „Es ist noch vertikaler geworden.“ Wie für Ilzer generell der Plan der Hartberger Trumpf ist. „Die Voraussetzungen sind andere, aber mit einer klaren Idee kann man auch als kleiner Verein richtig erfolgreich sein. Das beweist Hartberg Jahr für Jahr.“ Der Sturm-Coach führte Hartberg 2018 in die Bundesliga, kennt also das Umfeld und viele handelnde Personen bestens. Angesichts des Potenzials unterstreicht der 46-Jährige: „Man muss immer wieder lobend erwähnen, dass sie aus wenig Möglichkeiten richtig viel rausholen.“ Für Ilzer ist Hartberg auch in dieser Saison wieder ein Kandidat auf die Meistergruppe.

Gegen Sturm wartet Hartberg jedoch seit sieben Spielen auf einen Sieg. In der 10. Runde der Saison 2021/2022 siegten die Oststeirer zuletzt gegen Sturm, Endstand damals 3:2. Von den damaligen Torschützen (Horvat, Niemann, Sturm bzw. Jantscher, Niangbo) spielt niemand mehr bei Hartberg oder Sturm. Viel hat sich getan bei beiden Vereinen. Und sie liegen weiter auseinander als je zuvor. Das zeigen auch folgende Indikatoren.

Budget:

Sturm: ca. 50 Millionen Euro
Hartberg: 6,2 Millionen Euro (alle Gesellschaften)

Wirtschaftlich erreichte der SK Sturm in den vergangenen Jahren neue Höhen. Noch Mitte der Zehner-Jahre wurde ein Budget von 16 Millionen Euro angegeben, inzwischen nähert man sich der 50-Millionen-Euro-Marke.

Festangestellte Büro:

Sturm: 60
Hartberg: 2

Der SK Sturm beschäftigt abseits des sportlichen Bereichs und inklusive Shop inzwischen 60 Mitarbeiter. Hartberg verfügt mit Klubsekretär Kurt Riedl und Norbert Riegler (Organisation/Ticketing) gerade einmal über zwei Festangestellte. Abseits des sportlichen Bereichs setzen die Oststeirer auf Ehrenamtlichkeit. Dies gilt auch für Obmann Erich Korherr.

Bei Sturm herrscht Euphorie
Bei Sturm herrscht Euphorie © GEPA

Mitglieder:

Sturm: 19.000
Hartberg: 1150

Bei den Grazern dürfte eher früher als später die Schallmauer von 20.000 Mitgliedern geknackt werden.

Zuschauerschnitt 2023/24:

Sturm: 14.973
Hartberg: 3228

Diese Statistik ist nicht immer die präziseste Wissenschaft, dies sind jedoch die offiziellen Zahlen der Bundesliga. Sturm war im Meisterjahr hinter Rapid Zweiter, die Hartberger vor Schlusslicht WSG Vorletzter.

Marktwert Kader:

Sturm: 64,4 Millionen Euro
Hartberg: 12 Millionen Euro

Wertvollster Sturm-Spieler laut „transfermarkt.at“ ist derzeit Mika Biereth mit sieben Millionen Euro, bei Hartberg ist es Donis Avdijaj mit 1,5 Millionen Euro.

Rasmus Hojlund ist Sturms Rekordtransfer
Rasmus Hojlund ist Sturms Rekordtransfer © GEPA

Rekordtransfer:

Sturm: Rasmus Höjlund (20 Millionen Euro)
Hartberg: Maximilian Entrup (1,3 Millionen Euro)

Beide Stürmerstars haben alleine aus finanziellen Gründen einen Platz in der jeweiligen Vereinshistorie sicher.

Transfereinnahmen seit Sommer 2020:

Sturm: 53,9 Millionen Euro
Hartberg: 1,7 Millionen Euro

Bei Hartberg wird neben Entrup laut „transfermarkt“ noch Sascha Horvath schlagen (2021 um 0,4 Millionen ebenfalls zum LASK). Bei Sturm fallen seit Beginn der Ära von Sportchef Andreas Schicker neben Hojlund vor allem Emanuel Emegha (13 Millionen Euro) und Alexander Prass (vorerst 9,5 Millionen Euro, dieser Wert kann durch Boni steigen) ins Gewicht.

Kaderspieler aus Österreich:

Sturm: 8
Hartberg: 27

Aus Sturms Multikulti-Auswahl sind derzeit Emanuel Aiwu, Manprit Sarkaria, Emir Karic, Stefan Hierländer, Niklas Geyrhofer, Alexandar Borkovic sowie die Sturm-II-Youngster Matteo Bignetti und Leon Grgic für das ÖFB-Team spielberechtigt. In Hartberg setzt man wesentlich mehr auf Österreicher, wobei die hohe Anzahl auch am offiziell großen Kader liegt. Dem gehören zahlreiche junge Kräfte an, deren Einsatzchance im Oberhaus mutmaßlich gering sind.

Länderspiele:

Sturm: 104
Hartberg: 6

Nach dem Entrup-Abgang hält Avdijaj, der sechs Länderspiele für den Kosovo zu Buche stehen hat, die Hartberger Fahnen hoch. Sturm hat auch nach dem Verkauf von Prass sieben aktuelle oder ehemalige Nationalspieler im Kader. Am öftesten lief Otar Kiteishvili für sein Land auf (39 Mal für Georgien.