Da lacht das oststeirische Herz. „Vier Steirer in der Viererkette“, jubiliert TSV-Vorstand Johannes Puchas nach dem Spiel. „Da sind wir schon stolz darauf.“ Und dass mit Fabian Wilfinger ein 20-jähriger „Echter“ sein Bundesliga-Debüt feiert, ist – der Niederlage zum Trotz – sowieso die Hartberger Geschichte der ersten Runde. Wilfinger hat noch nie für einen anderen Verein als den TSV Hartberg gespielt, mit fünf Jahren hat er sich den Blau-Weißen angeschlossen. Eigentlich zentraler Mittelfeldspieler, hat der Schildbacher neben Paul Komposch in der Innenverteidigung gespielt. „Ich hab ja Philipp Siegl auch zum Innenverteidiger gemacht“, erinnert Trainer Markus Schopp nach dem Spiel an die erste Bundesligasaison. Und auch, wenn die Entscheidung, Wilfinger umzufunktionieren, aus der Not an Innenverteidigern gefallen ist, „Bauchweh“ hat Schopp nie gehabt. „Sehr solide fürs erste Bundesligaspiel“, urteilt auch Innenverteidiger-Kollege Paul Komposch.
Eigentlich ist Wilfinger im zentralen Mittelfeld zu Hause, weil mit Komposch beim Trainingsauftakt nur ein Innenverteidiger zur Verfügung stand, wurde der 20-Jährige kurzerhand umfunktioniert. „Als ich letzte Woche im Cup gespielt hab, hab ich realisiert, dass ich näher dran bin, als ich geglaubt habe“, sagt Wilfinger lachend. Nach dem Spiel gegen den LASK spricht er zwar noch immer von einer „ungewohnten Situation, weil die Position neu ist“ – mit seiner Leistung ist aber nicht nur er zufrieden. „Es ist richtig schnell gegangen, seit dem Auftakt in die Vorbereitung.“
Eine Verletzung warf Wilfinger um eineinhalb Jahre zurück
Zumal hinter der Fitness Wilfingers ein großes Fragezeichen stand. Im Februar 2023 hat ihn eine Schambeinentzündung aus der Bahn geworfen, der Schildbacher hat mit Schmerzen weitergespielt. Ein Innenbandriss hat dann zur Zwangspause geführt, das Schambein hat sich in dieser Zeit aber nicht erholt, eine Operation war notwendig. Erst im Mai dieses Jahres feierte er sein Comeback. „Das war eine brutale Zeit für mich, weil ich nicht wusste, ob es überhaupt wieder wird“, sagt Wilfinger. Aktuell hält das Schambein der Bundesliga-Belastung stand. „Brutal cool, weil ich wirklich nicht wusste, ob sich das ausgeht.“ Und das Profi-Debüt Wilfingers hat sich nur verzögert, gegen den Favoritner AC wäre er in der ersten Runde im Cup im Vorjahr auch für die Startelf vorgesehen gewesen, die Knieverletzung machte ihm damals einen Strich durch die Rechnung. Ob der 20-Jährige im Herbst das Studium für Lehramt und Sportwissenschaften beginnt oder sich zunächst auf die Profikarriere konzentriert, ist noch nicht klar. „Da bin ich noch am Tüfteln“, sagt er.
Für Markus Karner, Trainer der Hartberg-Amateure, war Wilfingers Debüt emotional. „Das ist für einen Trainer etwas Besonderes“, sagt er. Und spricht von einer guten Bewährungsprobe, die er als Innenverteidiger abgeliefert hat. „Ich bin der festen Überzeugung, dass er sich oben etabliert. Großartig, dass er die Chance bekommen hat“, sagt Karner. Zu Wilfinger hat er ein enges Verhältnis aufgebaut, er hat ihn in 15 Monaten Leidenszeit intensiv begleitet. „Er ist ein Sympathieträger, jeder mag ihn“, sagt Karner.
Bester Beweis: der Cupauftakt gegen Bischofshofen. Beim Stand von 10:1 traf Wilfinger vom Elfmeterpunkt. Ob er als Schütze vorgesehen war? „Nein! Aber Donis wollte mich schießen lassen, weil er sich für mich so gefreut hat.“ Dass er im Mai im zweiten Spiel für die Amateure ein Traumtor aus großer Distanz erzielt hat, war eher Zufall. „Der ist mir ausgekommen“, gibt Wilfinger zu. „Aber aus elf Metern treffe ich.“