Am Ende weinten beide. Novak Djokovic, der sich durch die Menge im Stade Philippe Chartrier zu seiner Box durchgekämpft hatte und dort weinend die Umarmungen entgegennahm, seine Kinder und seine Frau küsste, ehe er die Flagge seines Landes in die Höhe streckte und ein lautes „Srrrbia“ ins Stadion brüllte. Und unten, am Platz, konnte Carlos Alcaraz die Tränen nicht zurückhalten, auch wenn er sie so gerne verstecken wollte. Der Spanier hatte das Finale um Olympia-Gold gegen den Serben verloren. 7:6, 7:6 hatte sich der 37-Jährige nach 2:40 Stunden durchgesetzt.

In einem Spiel, das man schon jetzt als episch bezeichnen kann. In einem Duell, das mitunter einem Kampf der Gladiatoren glich. Und in dem sich noch einmal Novak Djokovic durchsetzte, der damit den „Golden Slam“ fixierte: Sieg in allen vier Majors, dazu nun endlich auch Olympiagold, jene Medaille, die ihm noch gefehlt hatte. Er ist jetzt nach Steffi Graf, Andre Agassi, Rafael Nadal und Serena Williams der erst fünfte Akteur in der Geschichte des Tennissports, dem dieses Kunststück gelang.

Davor schaukelten einander die alte und die junge Generation hoch. Kein Ball wurde verloren gegeben, einer hatte, so schien es, im folgenden Ballwechsel eine immer noch bessere Idee als der Kontrahent auf der anderen Seite. Spielte Djokovic einen Stopp, erlief ihn Alcaraz, kam der ans Netz, passierte ihn Djokovic – und umgekehrt.

Und die Stimmung im Quadrat des Stadions war wohl noch ein wenig aufgeheizter als sie es ohnedies bei einem Duell dieser beiden Topstars in einem Paris-Finale wäre. Denn bei Olympia spielt man nicht einfach nur für sich, nein, es war klar ersichtlich, dass Carlos Alcaraz und vor allem Novak Djokovic auch für ihre Herkunftsländer standen. Auch daran, dass Djokovics Frau Jelena sehr oft und demonstrativ die serbische Flagge nach oben streckte, wenn ihr Mann den Blickkontakt suchte. Und auch Alcaraz klopfte sich, wenn er die spanische Fahne (und deren gab es wie auch serbische viele) in den Blick bekam, oft genug aufs Herz.

Statt des DJ spielte diesmal eine französische Brassband – sie stimmte in den kurzen Pausen ohne Seitenwechsel Lieder an, die zum Mitklatschen anregten. Und das Stadion ging begeistert mit. Nicht, dass die 15.000 auf dem Court Philippe Chartrier nicht sonst auch genug geklatscht hätten. In den langen Wechselpausen übernahm der DJ – und bei 6:5 im ersten Satz spielte er schon „I just can’t get enough – ich kann nicht genug kriegen“ Wie wahr. Denn das Spiel war schon zu diesem Zeitpunkt episch. Schon 1:17 Minuten hatten sich Alcaraz und Djokovic schon die Bälle um die Ohren geknallt. Nicht eintönig, sondern mit viel Witz, mit eingestreuten Stopps, Lobs und allem, was der Tennissport zu bieten hat. Mit dem goldenen Ende für Novak Djokovic.