Die Spiele sind für Amazone Lea Siegl zu Ende, bevor sie begonnen haben. Das Pferd Fighting Line, mit dem sie ab Samstag den Vielseitigkeitsbewerb bestreiten sollte, hat am Freitag den Gesundheitstest nicht bestanden und darf nicht antreten. „Wir sind alle tief bestürzt. Es ist ein rabenschwarzer Tag für das Vielseitigkeitsteam“, sagte Vielseitigkeits-Equipechef Thomas Tesch. Siegl selbst gab sich „schockiert“, zumal ihr Pferd in den vergangenen Tagen keine Anzeichen gezeigt hatte.

„Das kam out of the blue für uns alle und ist eigentlich unerklärbar“, so Tesch. „Vielleicht hat sich Fighting Line von den vielen Kameras und Menschen irritieren lassen.“ Der Wallach, mit dem sich Siegl einen Top-Ten-Platz ausgerechnet hatte, sei im Training und bei den tierärztlichen Checks völlig anstandsfrei gewesen. „Fighting Line hat überhaupt nichts angezeigt.“

Beim ersten Vortraben im Rahmen der offiziellen Verfassungsprüfung am Freitag in Versailles habe das Pferd jedoch Taktunreinheiten gezeigt und sei in die Holding Box zur Untersuchung gebracht worden, wo es wieder keine Beanstandung gegeben habe. Nachdem Fighting Line jedoch beim zweiten Vortraben erneut unrein ging, sei die Startfreigabe verweigert worden.

Siegl: „Die Enttäuschung ist riesig“

„Die Enttäuschung ist riesig. Man bereitet sich auf die Olympischen Spiele vier Jahre vor – oder sogar noch länger“, erklärte Siegl in einem ORF-Interview. „Man arbeitet jeden Tag darauf hin, dass an dem Tag X alles nach Plan läuft. Wenn dann so etwas passiert, ist das natürlich enttäuschend und bitter.“

Noch in der Früh habe sich Fighting Line absolut in Ordnung präsentiert. „Ich kann es mir ehrlich gesagt überhaupt nicht erklären. Er war gestern im Training richtig gut“, versicherte die Reiterin. Vor drei Jahren in Tokio hatte die Oberösterreicherin mit demselben Pferd als jüngste Teilnehmerin am Bewerb Olympia-Rang 15 belegt. „Ich habe auch vor diesen Spielen, bevor wir losgefahren sind, gesagt: Er ist zwar schon 17 Jahre, aber er ist in Topform, besser drauf als je zuvor. Ich habe mich richtig gefreut darauf.“

Nun ist die 25-Jährige zum Zusehen verdammt. Ihr Ersatzpferd Van Helsing P wäre laut Angaben des Pferdesport-Verbandes bei Olympia ebenfalls startberechtigt gewesen. Weil sich Fighting Line bis zuletzt fit präsentiert habe, habe es laut Tesch aber „keinen Grund gegeben“, diesen nach Versailles zu holen. „Wenn man irgendetwas gemerkt hätte, hätten wir auf jeden Fall das Pferd getauscht“, versicherte Siegl.

Sie sei aber ohne Bedenken in die Verfassungsprüfung gegangen. „Ich war dann selber eigentlich schockiert und ein bisschen erstaunt, dass ihn da irgendetwas irritiert hat und dass er dann einfach nicht gut war“, sagte Siegl. Das Pferd Vitorio du Montet von Harald Ambros bestand den Gesundheitscheck problemlos. „Jetzt heißt es alles zu geben, um Harald Ambros zu unterstützen“, betonte Tesch.

Bereits am Donnerstag musste das Dressur-Team umgestellt werden. Statt Christian Schumach wird der bisher als Ersatzreiter nominierte Stefan Lehfellner bei den am Dienstag beginnenden Bewerben zum Einsatz kommen. Noch vor der Anreise nach Paris sei bei einem letzten tierärztlichen Check Te Quiero, das Olympia-Pferd von Schumach, als nicht „fit to compete“ beurteilt worden, da leichte Unregelmäßigkeiten im Gang festgestellt wurden, hieß es.