Völlig gelöst, entspannt, und nahezu unentwegt mit einem Lächeln auf den Lippen präsentiert sich Dominic Thiem bei seiner Abschiedstournee in Kitzbühel. Es erweckt tatsächlich den Anschein, als hätte jene Aussage rund um sein Karriereende etwas in ihm ausgelöst. Bereits im Vorfeld der Generali Open versicherte der 17-fache ATP-Toursieger, „dass ich alles für die Fans geben werde. Ich will jede Sekunde genießen, eine gute Show bieten und hoffe, dass es am Dienstag nicht das letzte Match sein wird.“ Wann er seine Emotionen rauslassen wird, kann er aktuell noch nicht einschätzen.

Es ist sein inzwischen zwölftes Antreten - 36 Matches hat er in der Gamsstadt bereits absolviert. Eine unglaubliche, aber eben auch seine letzte, intensive Reise. „Meine ersten ATP-Punkte waren hier etwas sehr Spezielles. Diesen Tag werde ich nie vergessen. Doch das absolute Highlight war der Sieg 2019.“

Der Finaleinzug vergangenes Jahr war laut Thiem die Kirsche auf der Sahnetorte. „Das war unerwartet, aber vielleicht kommt heuer eine zweite Kirsche dazu.“ Stand jetzt wäre es für den zweifachen French-Open-Finalisten sein drittletztes Turnier.

„Ich habe mehr erreicht, als ich mir je erträumt habe“

Im Mai verkündete der US-Open-Champion von 2020 sein bevorstehendes Karriere-Aus als wichtige, traurige und zugleich schöne Nachricht. „Es war keine Entscheidung, die ich von einem auf den anderen Tag getroffen habe, sondern wohlüberlegt. Ich nenne es einen Prozess, an den ich mich gewöhnen konnte.“

Es ist kein Geheimnis, dass der 30-Jährige in den letzten zwei, drei Jahren viel Kritik einstecken musste - vor allem nach Niederlagen ließen auch mal untergriffige Kommentare nicht lange auf sich warten. Diesbezüglich wurde direkt offen ausgesprochen, dass es an der fehlenden Selbstreflexion und Änderungsbereitschaft gefehlt haben soll.

Der frühere Weltranglisten-Dritte habe wohl nach seinem Comeback konkretisiert, „dass die Kritik komplett gerechtfertigt war, bezüglich, wie ich gespielt habe und wie ich mich da teilweise präsentiert habe.“ Und von einer Vergangenheit kann schließlich niemand à la longue leben. Dass er sich schlussendlich das Handgelenk nicht operieren ließ, bereue der Lichtenwörther aber nicht. Als Geist verschwinden werde er sowieso nicht, „denn ich werde nichts mehr besser können als Tennisspielen und das will man auch weitergeben.“

Duell Ofner - Neumayer

Vor der morgigen Nightsession fordert Youngster Lukas Neumayer Österreichs aktuelle Nummer eins, Sebastian Ofner. Der Steirer hatte zuletzt erneut mit Fersenproblemen zu kämpfen, ist aber positiv gestimmt. „Ich bin auf einem Leistungsniveau von 85 bis 90 Prozent“, meint „Ofi“, für den eine weitere Operation die absolute letzte Instanz wäre.