Drei Runden vor Schluss kam der Funkspruch an Lando Norris. „Please, do it now!“, also: „Bitte, mach es jetzt.“ Der Brite sollte sein Tempo beim Großen Preis von Ungarn in Budapest reduzieren, um McLaren-Teamkollege Oscar Piastri vorbeizulassen und ihm so seinen Premierensieg zu schenken. Wobei: „Schenken“ klingt ein wenig zu hart. Piastri hatte bei hochsommerlichen Temperaturen auf dem Hungaroring ein gutes Rennen in den Asphalt gezaubert. Nach dem Start zog der 23-Jährige an Norris vorbei, übernahm so die Führung. Fast 45 Runden sollten vergehen, ehe McLaren Norris zuerst in die Box holte. Dabei ist es in der Königsklasse des Motorsports üblich, den Führenden zuerst in die Box zu holen. Die Folge? Norris ging beim späteren Boxenstopp von Piastri in Führung. Der britische Rennstall erkannte den Fehler, bat Norris, Piastri kurz vor Schluss doch vorbeizulassen.

Gesagt, getan. „Danke für die Koordination“, sagte Piastri in der Ehrenrunde, bei der er brav dem Publikum gewunken, dabei aber eher emotionslos gewirkt hat. Der 2001 geborene Rennfahrer ist nun der erste Grand-Prix-Gewinner, der im 21. Jahrhundert das Licht der Welt erblickt hat. „Es ist sehr speziell. Als Kind habe ich davon geträumt. Es war ein bisschen kompliziert und schwierig, aber danke ans Team.“

Der Australier wurde in Melbourne geboren, stammt aus gutem Haus und besuchte eine Privatschule. Dank eines Sportstipendiums konnte der Rennfahrer ein College in England besuchen – dort blieb er dann auch, um sich nach Kart-Rennen in „Down Under“ weiter dem Motorsport zu verschreiben. Ein von seinem Vater gegründetes Unternehmen unterstützte Piastri schließlich finanziell und half ihm so auf dem Weg in die Königsklasse. Im 35. Rennen gelang nun sein erster Sieg. Dass dieser Erfolg von einem Strategiefehler überschattet wird, sollte PIastris Freude keinen Abbruch tun.