„Zu Beginn der Saison habe ich im Kalender gesehen, dass dieses Vorstiegsfinale genau auf meinen Geburtstag fällt. Ich dachte mir nur, wie cool das wäre, es hier auf das Podium zu schaffen. Besser hätte man das Drehbuch nicht schreiben können“, verdeutlicht Kletterin Mattea Pötzi (ÖAV Villach), die mit Rang drei im französischen Briancon ihre Premiere auf dem Weltcuppodest feierte. Der Vorstieg (klassisches Seilklettern) ist seit knapp drei Jahren die Paradedisziplin der Villacherin.

Dabei hätte bereits alles schon in der Qualifikation vorbei sein können – oder wie es die 24-Jährige formuliert: „Der Wettkampf hätte nicht schlechter beginnen können. Bei der ersten Route bin ich bei 8+ gestürzt und war somit Letzte. Aber ich habe die Nerven behalten und in der zweiten Route das abgeliefert, was ich gebraucht habe.“ Im Halbfinale performte Pötzi souverän und erreichte als Zweite das Finale. „Das war eine völlig neue Situation für mich. Mit Rang drei bin ich total glücklich, das hätte ich mir nie erwartet.“ Wie hoch war der Nervositätspegel? „Hoch, das ist bei mir aber immer so.“

Das Siegerpodest, rechts eine strahlende Mattea Pötzi
Das Siegerpodest, rechts eine strahlende Mattea Pötzi © KK/IFSC/Jan Virt

Nach ihrem bisher größten Erfolg ging es direkt nach Südfrankreich zum Felsklettern, eine Passion von Pötzi, die seit sechs Jahren in Tirol lebt und trainiert. „Man ist durchgehend draußen, kann schwierige Dinge mehrfach ausprobieren. Und mit meinem Freund bin ich dabei in guter Gesellschaft.“ Ende August geht in der Schweiz die Europameisterschaft in Szene, gefolgt von den letzten beiden Weltcups in Slowenien und Südkorea. Nach den Olympischen Spielen in Paris wird übrigens entschieden, ob die Disziplinen gesplittet werden und somit könnte der Vorstieg in Los Angeles 2028 zum Thema werden. „Wenn das tatsächlich passieren würde, wär das definitiv ein langfristiges Ziel, das ich verfolgen würde.“

Dass man als Kletterin nicht reich wird, ist ihr bewusst. „Hier regiert die Leidenschaft.“ Ihr Trainingspensum liegt bei 25 Stunden pro Woche, kein Wunder, wird beim Klettern schließlich jeder Muskel beansprucht. Die Doppelbelastung mit dem Studium ist „stressig, doch durch gutes Zeitmanagement machbar. Nach dem Training setze ich mich zum PC und mache die Hausaufgaben.“ Den Bachelor in Mathematik hat sie in der Tasche, nun ist das Informatikstudium dran. Zahlen, Rätsel und logisches Denken sind nämlich genau ihr Ding.