Wo lässt‘s sichs vor so einem Tennisspektakel am besten Kraft tanken? „Ich war am Ossiacher See und es war traumhaft“, verriet Alexander Antonitsch, Turnierdirektor der Generali Open in Kitzbühel und versichert, „dass alles im grünen Bereich ist. Wenn ich aber vorher immer wüsste, was mich alles erwartet, wäre es etwas anders.“ Das ist das Stichwort, denn die 80. Auflage des Sandplatzturniers steht heuer ganz im Zeichen von Superstar Dominic Thiem. Der Lichtenwörther wird bei seiner Abschiedsgala ein allerletztes Mal versuchen, die Gamsstadt zum Beben bringen.

„Das wird extrem emotional. Es gibt keinen Spieler, denn ich solange kenne, seit er vier Jahre alt ist. 1997 ist er als kleiner Knopf bei ‚Confetti on Tour‘ rumgelaufen und dann war er in unserem Talenteforum. Er hat so gern Tennis und Turniere gespielt, es war ein Genuss ihm zuzusehen. Ich habe die ganze Karriere von ihm verfolgt und jetzt ist Schluss“, schwelgt der Villacher in Erinnerungen aller Art. Sentimentalitäten dürfen an jenem Schauplatz, wo Thiem 2019 einen seiner 17 ATP-Tour-Titel geholt hat, nicht fehlen.

Fiebert Kitz entgegen: Alexander Antonitsch
Fiebert Kitz entgegen: Alexander Antonitsch © APA

Für den 58-Jährigen sind die Kombi aus Kitzbühel und Thiem nahezu untrennbar. Diesbezüglich macht der Villacher kein Geheimnis daraus, „dass die Wildcards für ihn nicht immer unumstritten waren. Da mussten wir uns öfters viel Kritik anhören.“ Dementsprechend vergessen viele nach dieser unfassbaren Laufbahn, dass der US-Open-Champion von 2020 – sei es Fluch und Segen zugleich gewesen – ein bisschen länger gebraucht hat, bis er die Top 100 gekratzt hatte. „Thomas Muster wird es mir hoffentlich nachsehen, aber Dominic ist für mich der erfolgreichste österreichische Tennisspieler, den wir je hatten.“ Und wer kann schon von sich behaupten, alle von den Topstars wie Roger Federer, Rafael Nadal oder Novak Djokovic mehrfach bezwungen zu haben?

Mitleiden trifft es

Angesprochen auf das bevorstehende Karriereende, erklärt Antonitsch, dass er mit Thiems Entscheidung gerechnet habe. „Und zwar, weil ich viel gesehen habe. In München wurde mir bewusst, wie sehr er kämpft. Was auch immer es mit dem Handgelenk gemacht hat, muss es auch für den Kopf eine enorme Belastung gewesen sein.“ Gegner, die sich einst vor ihm gefürchtet haben, haben sich zuletzt gefreut, gegen ihn zu spielen. „Was das mit einem innerlich anstellt und zu wissen, dass man vieles nicht mehr abrufen kann, ist unvorstellbar.“ Mitleiden trifft es.

Der 30-Jährige weilt seit Mittwoch in Tirol mit dem Versprechen: „Ich werde alles für die Fans geben. Ich war noch nie so früh hier, bin völlig gelöst und freue mich aufs Turnier. Ich will unbedingt gut spielen, jede Sekunde genießen und alles aufsaugen.“ Und wer weiß, was ihm mit Hilfe des Publikums wieder gelingt. Der Hauptbewerb startet jedenfalls ab Montag.

Der Kartenvorverkauf lässt erahnen, was sich in Kitz abspielen wird. „Wir waren noch nie so früh fürs Finale ausverkauft und das einen Monat vor dem Event. Auch der Freitag ist ausverkauft, am Donnerstag gibt es noch Restkarten. Das ist cool.“