Rang zwei und drei im Sprint, Startplatz zwei und sieben für das Rennen – man könnte meinen, McLaren hat in Spielberg einen eindrucksvollen Samstag hingelegt. Von Begeisterung und Jubel war nach dem Qualifying aber nicht viel zu sehen und das hat einen Grund. Das britische Traditionsteam weiß, dass es mittlerweile das schnellste Auto auf der Strecke hat, eine Allzweckwaffe, die auf nahezu allen Strecken von Kilometer eins an optimal funktioniert. Die Zeiten, in denen sich die „Papayas“, wie das Team von Fans genannt wird, über zweite und dritte Plätze ausgelassen gefreut haben, sind vorbei.

Das Team erlebt einen schon lange nicht mehr dagewesenen Höhenflug, tritt selbstbewusst auf und hat das möglicherweise beste Fahrerduo der aktuellen Formel 1 in den eigenen Reihen. Lando Norris feierte heuer seinen ersten Grand-Prix-Sieg, gilt seit Jahren als absoluter Spitzenfahrer und wurde nicht umsonst immer wieder von Red Bull umgarnt. Gemeinsam mit Teamkollege Oscar Piastri, der in seinem erst zweiten Formel-1-Jahr schon wie ein echter Routinier agiert, setzt man Red Bull derzeit gehörig unter Druck. Seit dem Großen Preis der Emilia-Romagna hat McLaren inklusive des Spielberg-Sprints 26 Punkte mehr als das Weltmeisterteam gemacht.

Keine Luftschlösser

Die Titelträume der Briten, zumindest jene auf Konstrukteurs-Ebene, sind also keine Luftschlösser, sondern könnten mit dieser Konstanz tatsächlich Realität werden. Dafür müssen Norris und Co aber den entscheidenden nächsten Schritt gehen und auch die kleinsten Fehler endgültig abstellen. In Barcelona verpatzte der Verstappen-Jäger Nummer eins den Start, in Kanada machte ihm die Strategie während einer Safety-Car-Phase einen Strich durch die Rechnung. „Ich hätte gewinnen müssen“, bilanzierte ein niedergeschlagener Norris nach dem Großen Preis von Spanien und hatte damit recht.

Endlich sitzt er in einem Spitzenauto, endlich kann er zeigen, was so viele von ihm erwartet haben. Was ihn vom amtierenden Weltmeister noch unterscheidet, erklärte er in Spielberg selbst: „Max macht keine Fehler. Und sobald du nur den kleinsten Patzer machst, ist er vorne.“ Gelingt es dem 24-Jährigen, genau diese Fehler abzustellen, könnte der Kampf an der Spitze der Formel 1 weiter an Spannung zunehmen, denn auch Norris weiß: „Wir haben alles, was wir brauchen.“