Es war der 9. Juli 2006: Italien jubelte nach einem Sieg im Elfmeterschießen gegen Frankreich in Berlin über den WM-Titel. Es war der vierte für die „Squadra Azzurra“ überhaupt. Gianluigi Buffon stand im Tor, Fabio Cannavaro war der Kapitän und neben Gennaro Gattuso spielten Größen wie Alessandro Del Piero, Andrea Pirlo oder Francesco Totti. Allesamt nicht nur in ihrer Heimat Legenden, sondern auch über die Landesgrenzen hinweg gefeierte Fußball-Ikonen. 18 Jahre später spielt heute (18 Uhr) erneut ein italienisches Fußball-Nationalteam im Berliner Olympiastadion. Diesmal im EM-Achtelfinale, der Gegner ist die Schweiz.
Während sich der Kader der italienischen Fußball-Nationalmannschaft beim WM-Titel 2006, aber auch jeweils davor und danach mit Namen wie Paolo Maldini, Franco Baresi, Dino Zoff, Roberto Baggio, Leonardo Bonucci oder Giorgio Chiellini stets wie eine All-Star-Auswahl gelesen hat, fehlen die klingenden Namen aktuell. Elf der 26 Spieler im Team von Trainer Luciano Spalletti hatten vor EM-Beginn weniger als zehn Länderspiele absolviert, lediglich drei Akteure mehr als 50. Mit mittlerweile 65 Länderspielen ist der 25-jährige Tormann Gianluigi Donnarumma der erfahrenste und wohl bekannteste Teamspieler. Die bisherigen Torschützen beim laufenden Turnier: Alessandro Bastoni, Nicolo Barella (beide Inter Mailand) und Mattia Zaccagni (Lazio Rom). Kenner der italienischen Serie A wissen natürlich, wer diese Herrschaften sind. Jemand, der nur hin und wieder auf den italienischen Fußball stößt, etwa beim „dienstäglichen“ oder „mittwöchlichen“ Champions-League-Schauen, der wird beim ein oder anderen Italien-Spieler während der EM denken: „Wo spielt der denn?“ War es früher noch selbstverständlich zu wissen, wo die italienischen Stars wie Del Piero, Totti, Pirlo oder Buffon spielen, zeigt der aktuelle Kader: Italiens Fußballnationalteam befindet sich im Wandel.
Keine Weltstars, dafür aber fleißige Arbeiter, die sich für ihr Trikot zerreißen. Spieler, die bei der Nationalhymne mitbrüllen, als wäre es ihr letztes Länderspiel. Trotz aller Leidenschaft: Bisher haben die Italiener noch nicht für die spielerischen Höhepunkte bei diesem Turnier gesorgt, viel mehr haben sie eher glücklich mit dem Last-Minute-Ausgleich gegen Kroatien den Einzug in die K.o.-Phase geschafft und ein vorzeitiges Turnier-Aus verhindert.
Ob gegen die wesentlich erfahreneren Schweizer der nächste Schritt zur erfolgreichen Titelverteidigung gemacht wird, sei dahingestellt. Italiens Fußball-Nationalteam ist nicht mehr das, was es einmal war. Das hat schon vor einigen Jahren begonnen. Oder können Sie sich noch an die Europameister von 2021 erinnern?