Die Portugiesen sind schuld. Oder die Georgier, je nachdem, unter welchem Blickwinkel die Lage betrachtet wird. Die K.o-Phase dieser Europameisterschaft legt einen gravierenden Mangel bloß, der sich als schwerwiegender, ja geradezu grotesker Fehler im System erweist. Die Auslosung des Achtelfinales führt zu einer Konstellation, die es eigentlich gar nicht geben dürfte. Die ohnehin sehr komplizierte Regelung, dass neben den Top zwei jeder Gruppe auch die besten vier Dritten aufsteigen, fällt nun (aus rot-weiß-roter Sicht) Österreich auf den Kopf. Denn schon im Viertelfinale könnte es am 6. Juli zu einem neuerlichen Aufeinandertreffen mit den Niederlanden kommen, als Neuauflage des eben erst überstandenen Gruppenspiels, und, als zusätzliche Pointe, wiederum im Berliner Olympiastadion. Das kann sich niemand wünschen, wurde aber so ermittelt.
Wie konnte diese beispiellose Unzulänglichkeit unter dem hier sehr löchrigen Dach der UEFA nur passieren? Ausschlaggebend ist die Anzahl der teilnehmenden Teams und der daraus resultierende Modus, in dem unter anderem die Varianten der Paarungen der vier besten Gruppendritten festgelegt werden. Seit der Euro 2016 dürfen 24 Mannschaften bei einer Endrunde mitwirken. Bei der EM in Frankreich und fünf Jahre später, bei der wegen Corona verschobenen multinationalen Euro 2021, kam es zu keiner vergleichbaren Situation. Gruppengegner hätten einander frühestens im Halbfinale wiedergesehen.
Bei der Euro 2024 kommt es nun zu einer Unordnung im Turnierverlauf, wenn das österreichische Nationalteam die Türkei besiegt und die Niederländer gegen Rumänien erfolgreich bleiben. Dann müssen die Kontrahenten vom vergangenen Dienstag wieder gegeneinander antreten, es wäre eine wohl für beide Seiten unwillkommene seltsame Fügung des Fußball-Schicksals. Der sensationelle 2:0-Erfolg von Georgien über die B-Auswahl von Portugal, das bereits zuvor den Gruppensieg fixiert hatte, ergab einen Umsturz im Auswahlverfahren. Ungarn fiel als Dritter der Gruppe A aus der Wertung, und für Portugal blieb nur noch der Dritte der Gruppe C, also Slowenien, übrig. Weil auch Kroatien ausschied (Dritter in der Gruppe B), stand plötzlich für den Gegner des Gruppe-E-Gewinners Rumänien nur noch der Dritte der Gruppe D (aus A, B, C, D), also die Niederlande, zur Verfügung. Die Lage war anhand der Vorgaben eindeutig.
UEFA bestätigt Modus-Änderung
Die UEFA argumentiert in einer Antwort auf eine Anfrage der Kleinen Zeitung die nach der Euro 2016 (wo dies noch nicht passieren hätte können) erfolgte Änderung mit einer „gerechteren Verteilung der qualifizierten Mannschaften aus den Gruppen entsprechend ihrem Rang (Erster, Zweiter oder Dritter) und ihrem möglichen Weiterkommen im Turnier.“ Ein Aufeinandertreffen von Gruppensieger und Gruppenzweitem sei dafür erst im Finale möglich.
Es gibt nur noch zwei Unwägbarkeiten, die dieser bisher einzigartigen Wiederholung im Wege stehen können. Österreich und die Niederlande haben ihre Achtelfinalpartien noch nicht gewonnen.