Der Veranstaltungsort ist dem großen Pomp nicht fremd. Der Hangar 7 in Salzburg ist oft genug Schauplatz großer Momente des Sports und eingebettet zwischen Formel-Fahrzeuge und einem Kampfjet machte sich nun der Straßenrennsport diese Bühne zu eigen. Mit der Präsentation des Tour-de-France-Teams wurde sichtbar, was geraume Zeit gewiss war: Red Bull nimmt seinen Platz im Peloton ein. Der mehrheitliche Einstieg des Getränkeherstellers mit seiner Finanzkraft beim Traditionsrennstall Bora hansgrohe leitet wohl eine Neuordnung auf höchster Ebene ein und färbt damit auch den Radsport ein wenig rot-weiß-rot.
Entsprechend groß war das Interesse im gut gefüllten Hangar, als die schmalen Männer mit den starken Beinen die Bühne betraten. Allen voran Primož Roglič, der slowenische Hoffnungsträger des Teams für die anstehende dreiwöchige Landesrundfahrt. Auch Marco Haller präsentierte das neue Outfit des Rennstalls und der Kärntner wird sich in den Dienst des Slowenen stellen, es wird bereits seine neunte Tour der Leiden sein. „Die Tour ist einfach die Tour - das größte und wichtigste Radrennen der Welt. Dafür nominiert zu sein, empfinde ich als große Ehre und Anerkennung“, sagt er und fügt hinzu: „Ich freue mich riesig, als wäre es meine erste. Sie ist das große Ziel jedes Fahrers.“
Jahrelang hielt der Brausehersteller eine gewisse Distanz – die dem Gründer Didi Mateschitz direkt zugeschrieben wird – zum Radsport. Wohl wegen der Dopingskandale. Aus zaghaften Engagements im Extrembereich (Mountainbike) wurde eine breitere Streuung. Zierten die Bullen vor allem die Helme und Kappen ausgewählter Fahrer (Wout van Aert, Thomas Pidcock oder Anton Palzer), so ist das Label mit einem Mal in einer unübersehbaren Vielfalt angekommen.
Alles ist mit der gewohnten Akribie designt, selbst die Lackierung des S-Works Tarmac SL8 ist anders, weiß und mit dem roten Stier auf dem Steuerrohr, als wäre es eine Galionsfigur und zugleich Drohung an die Konkurrenz. „Gerade als Österreicher ist man besonders stolz, das Logo auf der Brust zu tragen. Ich freue mich sehr, beim Einstieg von Red Bull in den Straßenradsport an Bord zu sein. Das Know-how, das hinter Red Bull steckt, kann das Team nur weiterbringen. Red Bull stellt dem Team nicht nur finanzielle Mittel, sondern auch spezielle Einrichtungen wie Trainingszentren zur Verfügung. „Wir sind alle hier, um zu versuchen, an die Spitze zu kommen. Der Einstieg von Red Bull ist eine große Chance und Veränderung für den gesamten Radsport. Die Teams pushen sich gegenseitig“, sagte Roglič.
Der Einstieg von Red Bull forderte Logistiker und Mechaniker des Teams. 150 Räder wurden neu aufgebaut, Kleidung für 30 Profis und die Betreuer gefertigt und verteilt. Auch 15.000 neue Flaschen und 150 Helme wurden im Hauptquartier angeliefert. Alles bis hin zu den Sonnenbrillen wurde mitten in der Saison getauscht. Parallel wurden die 29 Autos, drei Busse und drei LKW neu foliert. „Das ist ein großer Tag. Die Ankunft von Red Bull im Radsport ist groß und wir haben sehr viel Potenzial für die Zukunft.“ Es geht dabei nicht nur um Siege. „Wir wollen die attraktivste Marke im Radsport werden. Wir wollen mit einzigartigen Fahrern arbeiten und wir werden die zusätzlichen Mittel einsetzen, um Talente zu finden und fördern.“
Mit Roglič soll in naher Zukunft erstmals ein ernsthafter Angriff auf den Gesamtsieg bei der Tour gefahren werden. Er soll der lachende Dritte sein, wenn Titelverteidiger Jonas Vingegaard (Visma) und Tadej Pogačar (UAE) ihr Duell ausfechten. „Das Gelbe Trikot in Nizza zu tragen ist das Ziel Es ist das größte in unserem Sport.“ Nach der Präsentation flog das Team gemeinsam los in Richtung Florenz. Stilecht in einer Douglas DC 6 Propellermaschine.