In der Frage der Zentralisierung von internationalen Medienrechten im Wintersport hat FIS-Präsident Johan Eliasch im April überraschend „grünes Licht“ verkündet. Beim ÖSV sieht man seitdem rot, mit der Konsequenz, dass Österreichs Skiverband den Weltverband klagen wird. ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer befürchtet einen Millionenschaden.
Geht es nach der FIS, sollen ab 2026/2027 die wertvollen internationalen Medienrechte im Wintersport – ähnlich wie in der Formel 1 – zentral vermarktet werden. Diese Zentralisierung war eines der Wahlversprechen des umstrittenen FIS-Chefs Eliasch, der sein Leuchtturmprojekt unter allen Umständen umsetzen will – und dabei bei einem Meeting des FIS-Councils vermeintlich Nägel mit Köpfen gemacht hat. Denn mit Billigung der FIS-Obersten wurden die Internationalen Wettkampfregeln geändert.
Der Passus, der die Medienrechte bei den Nationalverbänden verortet, sei im Council „beinahe gewaltsam“ geändert worden, drückte es Stefan Schwarzbach, Vorstandsmitglied im Deutschen Skiverband (DSV), in der „Süddeutschen Zeitung“ aus. Diese Lesart deckt sich mit der im ÖSV. Die Abänderung der Regeln wird als Druckmittel gesehen.
Zentralisierungsgedanke erhält durchaus Zustimmung
Dabei stehen die Verbände dem Zentralisierungsgedanken grundsätzlich gar nicht ablehnend gegenüber. Sie stören sich allerdings an der Vorgangsweise seitens der FIS und daran, dass das künftige Mitspracherecht unklar ist. Auch ist Eliaschs Annahme, mit der an die Schweizer Agentur Infront ausgelagerten Zentralvermarktung ab 2026 für acht Jahre ließe sich ein Zuwachs von mehr als 100 Millionen Euro generieren, umstritten. Eine reine Umverteilung der Gelder ohne gleichzeitiger Produktentwicklung werde wohl nicht die von Eliasch propagierte glorreiche Zukunft mit sich bringen, heißt es aus dem Verband.
„Der FIS-Vorstand hat mit dem Beschluss den Wettbewerb am Markt eingeschränkt. Das wirkt sich bereits jetzt auf den ÖSV aus, dem ein potenzieller Schaden in siebenstelliger Höhe droht“, erläuterte Scherer die Rechtsmeinung des ÖSV. „Uns und mir als Geschäftsführer einer Kapitalgesellschaft bleibt gar nichts anderes übrig, als uns zu wehren und das rechtlich einzumahnen.“ Die Klage wird bei einem österreichischen Handelsgericht eingebracht.
Beim Schweizer Skiverband schlägt man hingegen versöhnliche Töne an. „Wir hoffen weiterhin auf eine baldige Lösung im Sinne des gesamten Schneesports und haben momentan den Eindruck, diesem Ziel schrittweise näherzukommen“, teilte Swiss Ski der APA mit. Man befinde sich in einem kontinuierlichen, lösungsorientierten Austausch sowohl mit anderen betroffenen Verbänden wie dem ÖSV oder dem DSV als auch mit der FIS.
Laufender Vertrag beeinträchtigt
Für den ÖSV ist die neueste Entwicklung insofern speziell, als er als einziger relevanter Skiverband in keinem Vertragsverhältnis mit der Agentur Infront im Hinblick auf die internationalen Medienrechte steht, sondern aufrechte Verträge mit IMG und Eurovision Sport sowie der Europäischen Rundfunkunion (EBU) hat. Laut Scherer wird ein laufender Vertrag beeinträchtigt. Die inländischen Rechte hält der ORF.
Zur eigentümlichen Geschäftsführung Eliaschs gehört es letztlich auch, die Verbände ein und ums andere Mal im Dunkeln tappen zu lassen. Man habe von betreffender Vorstandssitzung bis heute kein Protokoll, lediglich den Beschlusstext erhalten, sagte Scherer.
Er will „diese Entwicklungen, die dem ÖSV unmittelbar schaden“ am Freitag auch den Teilnehmern der Länderkonferenz des Verbandes erklären. In Feldkirch steht zudem die Absegnung der bereits beschlossenen Satzungsänderung an, wodurch etwa Scherer zum Vorsitzenden der Geschäftsführung ernannt wird. Er leitet künftig mit Mario Stecher (Sportagenden) hauptberuflich den Verband. Roswitha Stadlober dürfte drei weitere Jahre ehrenamtliche Präsidentin bleiben. Die Wiederwahl der am (heutigen) Mittwoch 61 Jahre alt gewordenen Stadlober gilt als Formsache. Sie ist die einzige Kandidatin.