Über zweieinhalb Jahre sind vergangen, seit Josip Ilicic zuletzt für das slowenische Nationalteam spielte. Bis der 36-Jährige in den Großkader zur EM-Vorbereitung einberufen wurde und auch im EM-Kader der Slowenen landete. „Ich möchte mich für die Einberufung bedanken. Es bedeutet mir sehr viel, wirklich. Nach einiger Zeit bin ich zurück“, sagte der Offensivspieler im slowenischen Fernsehen.
Bei NK Maribor hat Ilicic wieder seine Form gefunden, neun Tore und zwölf Assists sind ihm in dieser Saison gelungen. Sein Auftreten erinnert an viel bessere Tage, an Tage in der Serie A, vor allem bei Atalanta Bergamo. Zwischen 2017 und 2022 erzielte er 60 Tore in 173 Spielen für Bergamo, verzauberte die Fans mit seinem schnörkellosen Spiel. Die Corona-Pandemie war eine Zäsur, Ilicic zu diesem Zeitpunkt in der Form seines Lebens. Unvergessen die vier Tore in der Champions League gegen Valencia. Am 10. März 2020.
Die Bilder von Militärtransportern, die Leichen aus Bergamo abtransportierten, setzten Ilicic besonders zu. Als die Saison in der Serie A wieder aufgenommen wurde, war Ilicic nicht mehr derselbe. Gerüchte über die untreue Ehefrau sollten sich als unwahr herausstellen. Ilicic hatte Depressionen, zog sich zurück. Die Bilder im Kopf verschwanden nicht, viel mehr rissen sie alte Wunden auf. Erinnerungen an die Kindheit, als Ilicic mit seiner Familie im Jugoslawien-Krieg von Bosnien nach Slowenien flüchtete und dabei seinen Vater verlor. Ilicic nahm sich zwei Jahre lang Auszeit um Auszeit und zog im Winter 2022 einen Schlussstrich unter das Italien-Abenteuer. Das vermeintliche Karriereende.
„Es fällt mir nicht leicht, über eine so persönliche Situation zu sprechen. Ich kann sagen, dass wir immer für ihn da sein werden. Das sind Dinge, die über den Fußball hinausgehen“, sagte Atalanta-Trainer Gian Piero Gasperini damals. „Unser Kopf ist ein Dschungel, es ist auch für Psychologen nicht immer leicht, ihn zu durchschauen.“
Aber der Slowene hatte nicht genug vom Fußball. Er nahm beim NK Maribor, der Verein der ihn zur Weltklasse reifen ließ, einen Comeback-Versuch. „Ich wollte mir selbst beweisen, dass ich noch immer Fußball auf dem höchsten Niveau spielen kann“, sagte Ilicic. Es ist gelungen. „Ich wollte das Spielen genießen, das war mein Ziel und das habe ich erreicht.“
Wie sehr ihm Fußball wieder Spaß macht, zeigte das Nationalteam-Comeback. Eingewechselt gegen Armenien in Minute 59, vier Minuten später verwertete er einen Konter sehenswert. Und jubelte ausgelassen.