„Das Motto der ganzen EM war, zwei Geschlechter, zwei Disziplinen, zwei Medaillen. Das haben wir jetzt geschafft.“ Trainer Gregor Högler hat mit Speer-Gold durch Victoria Hudson und Diskus-Silber für Lukas Weißhaidinger bei der Leichtathletik-EM in Rom groß abgeräumt. Hudson bekam erst am Mittwochabend auf der Medal Plaza vor dem Olympiastadion das Edelmetall überreicht, ihr nächstes Ziel nach der Heimkehr steht fest: „Das gemeinsame Medaillenfoto mit Luki ist Pflicht!“

Seit Högler vor eineinhalb Jahren nach Rücksprache mit Weißhaidinger die Niederösterreicherin Hudson in sein Team geholt hatte, spornen sich die beiden Athleten gegenseitig an, pushen sich durch Regentrainings und messen sich – soweit das halt geht. „Wir fragen uns nie, wie war das Krafttraining oder wie war das Sprungtraining, sondern eigentlich immer, wie war das Werfen. Wir wissen beide, am Tag X geht es einfach um den besten Wurf. Wir wollen immer, dass es dem anderen gut geht, und freuen uns über die Erfolge des anderen“, sagte Hudson.

Gregor Högler strahlt zu Recht
Gregor Högler strahlt zu Recht © GEPA pictures

Högler erklärte, das „best practice vom Luki“ auch bei Hudson angewendet zu haben. Die Methode hat Erfolg. „Und jetzt sind wir Europameister.“ Hinter den Erfolgen stehen ein großes Team, hochkarätiges Know-how, moderne Trainingsgeräte und viel wissenschaftliche Arbeit. „Man hat immer geglaubt, im Ehrenamt könne man Olympiasieger machen. Das geht nicht. Das macht keiner. Wenn einer mit zwei Stunden am Tag besser ist als ich, höre ich sofort auf und er soll meinen Job machen“, begründete Högler den großen Aufwand.

Lukas Weißhaidinger jubelt über Silber
Lukas Weißhaidinger jubelt über Silber © GEPA pictures

Der Blick ist bereits nach Paris gerichtet, denn nach der EM ist vor Olympia. Der Startschuss zur finalen Vorbereitung fällt am 17. Juni. Hat Weißhaidinger noch an der Flugkurve zu arbeiten, so Hudson an der Haltung der linken Schulter. „Die gehört weiter nach unten“, sagte Högler unmittelbar nach dem Medaillencoup. Ansonsten hatte er nicht viel auszusetzen. „Riskieren im ersten, das ist voll aufgegangen. Das ist es bis jetzt noch nie.“

Das Einwerfen war nichts besonders gut, da war sich das Duo einig. Nach dem ersten Versuch im Bewerb gab die als Europas Jahresbeste eine blaue Startnummer tragende Hudson ein Signal, das „das war wohl nichts“ bedeuten sollte. Als aber 64,62 m gemessen wurden, glaubte sie an einen Fehler. Letztlich handelte es sich um die Siegerweite. Silber holte sich die Serbin Adriana Vilagos (64,42), Bronze die Norwegerin Marie-Therese Obst (63,50).

„Ich bin stolz auf sie. Es war ganz schwierig im Vorfeld, Vicky war drei- bis viermal krank, dann die Rückenprobleme. Wir haben immer recht clever reagiert. Wenn Schwierigkeiten kommen, können wir immer das Training sofort anpassen. Und das ist das, was uns auszeichnet“, sagte Högler. Ein wichtiges Puzzleteil auf dem Weg zu EM-Gold war auch der fünfte Platz im Vorjahr bei der WM in Budapest, das habe ihr Sicherheit gegeben, meinte Hudson. „Es ist sehr wichtig, dass man den Respekt vor dem Gewinnen oder Medaillen verliert, im positiven Sinne gemeint. Dass man sich einfach mehr zutraut“, merkte der Trainer an.