Vier Mal ungeschlagen in vier Spielen, höchster Saisonsieg und der erste Landespokal-Triumph der Vereinsgeschichte – bei dieser Statistik ist es keine große Überraschung, dass der FC Ingolstadt die Interimslösung an der Seitenlinie kurzerhand zur Dauerlösung beförderte. Dass die fixe Verpflichtung eines deutschen Drittligisten dennoch so hohe Wellen schlägt, hat jedoch andere Gründe.

Denn mit Sabrina Wittmann übernahm im Mai zum ersten Mal eine Frau die Leitung eines Profi-Klubs der Männer in Deutschland – damals noch interimistisch für die letzten vier Partien der Saison. Acht Punkte in vier Partien inklusive eines 6:1-Triumphes sprachen in Folge ein klare Sprache. Nun wurde die 32-Jährige fix für die kommende Spielzeit verpflichtet, ein Kindheitstraum der waschechten „Schanzerin“, die selbst für den Verein als Spielerin aktiv war und in den USA mit gerade einmal 17 Jahren erste Erfahrungen als Co-Trainerin sammelte. Danach arbeitete sich über die U17, U19 und das Frauenteam des Klubs bis in den Profi-Bereich der Männer. Kritiker, die dem Verein eine politische Entscheidung vorwarfen, waren nicht nur aufgrund dieses eindrucksvollen Werdegangs schnell verstummt.

„Sie bringt einfach das beste Gesamtpaket mit“, fasste es Sportdirektor Ivo Grlic zusammen. „Ich bin unheimlich stolz und dankbar, dass diese Reise, die wir begonnen haben, nun fortgesetzt wird“, sagte die Trainerin zur Entscheidung. Zwar fehlt ihr nach wie vor die nötige UEFA-Pro-Lizenz, der Verein ist aber äußerst zuversichtlich, dass Wittmann bald Teil des DFB-Fußballlehrerlehrgangs sein wird. Bei ihren Spielern genießt die Trainerin seit Sekunde eins hohes Ansehen, wie die Aussagen von Kapitän Lukas Fröde nach der ersten Partie vor einem Monat beweisen. „Sie hat diese Chance sicher nicht geschenkt bekommen. Und wir haben schnell gemerkt, dass sie eine gute Trainerin ist.“