Das Fahrerkarussell in der MotoGP dreht sich in diesem Jahr schneller und vor allem turbulenter als je zuvor – was die letzten Tage nach dem Großen Preis von Italien in Mugello eindrucksvoll bewiesen. Und mittendrin ist mit Ducati der derzeitige Dominator, der beim Heimrennen einen sensationellen Vierfachsieg durch Francesco Bagnaia, Enea Bastianini, Jorge Martin und Marc Marquez feierte. Genau diese vier Fahrer sind nun in das wohl größte Fahrerbeben in der Motorrad-Königsklasse involviert – mit einem ganz großen und etwas überraschenden Sieger.

Denn eigentlich schien nach dem Vierfacherfolg in Mugello alles geklärt. Francesco Bagnaia ist unumstritten der Superstar bei den Mannen aus Bologna, zweifacher Weltmeister und italienischer Held. Neben „Pecco Perfetto“ enttäuschte Enea Bastianini seit seinem Wechsel im Vorjahr viel zu oft, weshalb der wohl begehrteste Platz der Rennserie zum Diskussionsthema wurde. Ein Platz im Werksteam der roten Überflieger ist heiß begehrt, das wissen nicht nur die Fans. Für ein Duo wurde es sogar zum Ultimatum. Sowohl der WM-Führende Martin, seinerseits auf der Pramac-Ducati eine Macht in diesem Jahr, als auch der wiederauferstandene Serien-Champion Marquez machten einen Platz im Werksteam zur Bedingung auf einen Verbleib beim italienischen Hersteller.

Kehrtwende

Und lange sah es so aus, als würde Chef Gigi Dall'Igna trotz dieser scheinbar unlösbaren Rechenaufgabe einen idealen Ausweg finden. Nachdem der 26-jährige Spanier jahrelang vertröstet wurde, sicherte man Martin wohl vor dem Grand Prix in Mugello den Platz an der Seite Bagnaias im Werksteam zu. Dall'Igna führte mehrere Gespräche mit dem Führenden der diesjährigen Fahrer-WM und war demnach überzeugt, dass sich Marc Marquez mit einem Platz bei Pramac zufrieden geben würde. Dort wäre der sechsfache MotoGP-Champion mit demselben Material an den Start gegangen – anders als bei Gresini in diesem Jahr.

Von dieser Idee hielt der jahrelange Honda-Star aber denkbar wenig, als er öffentlich klarmachte, dass Pramac „keine Option“ für ihn sei. Getrieben von der Angst, der größte Fahrer im aktuellen Fahrerfeld könnte Ducati verlassen, machte man bei den Italienern eine Kehrtwende und zog den 31-jährigen Routinier dem aufstrebenden WM-Führenden vor. Letzterer reagierte prompt und unterschrieb einen Vertrag beim Konkurrenten Aprilia, wo er seinen Landsmann Aleix Espargaro ab der Saison 2025 als Zugpferd ablöst. Somit ist der Weg für Marquez beim Werktseam frei – die Präsentation des großen Siegers am Fahrermarkt soll in den nächsten Tagen erfolgen.