In welcher Rolle wird David Alaba trotz seiner Knieverletzung Teil der EM-Mission sein? Wie stellt sich die Torhüter-Situation angesichts der Knie-Blessur von Nummer eins Alexander Schlager dar? Wirken sich die personellen Fragezeichen speziell in der Abwehr auf die Nominierungen aus? Zaubert Teamchef Ralf Rangnick Überraschungen aus dem Hut? Wie viele Spieler aus der heimischen Bundesliga schaffen es ins Aufgebot? Und natürlich am wichtigsten: Wer sind überhaupt jene 26 Akteure, die beginnend mit dem Match gegen Frankreich am 17. Juni eine erfolgreiche Europameisterschaft für Österreich spielen sollen?
All diese Fragen wurden am Montagabend im Rahmen der offiziellen Kaderbekanntgabe in Wien beantwortet, in der Rangnick einen 29-köpfigen Großkader benannte.
David Alaba: Sollte noch jemand die leise Hoffnung gehabt haben, dass der nach seinem Kreuzbandriss rekonvaleszente Superstar als Spieler für die EM nominiert werden kann, musste der Teamchef selbige begraben. Auf die Führungsqualitäten ihres Kapitäns muss die ÖFB-Elf trotzdem nicht verzichten, denn Alaba wird als Mitglied des Betreuerstabs mit nach Deutschland reisen. „Als was wir ihn auf den Zettel scheiben, ist mir ziemlich wurscht“, meint Rangnick und prägt selbst den Begriff „Non-Playing-Captain“. Der 31-Jährige soll am 4. oder 5. Juni dazustoßen, nah an der Mannschaft dran sein und wie gehabt als Bindeglied zum Trainerstab mit „Erfahrung und Charisma“ vorangehen. Der ausdrückliche Dank Rangnicks gilt Real-Trainer Carlo Ancelotti, der seine Zustimmung erteilte: „Nicht nur ein großer Trainer, sondern auch ein großer Mensch.“
Die Zusammenfassung der Pressekonferenz mit Ralf Rangnick im Video:
Torhüter: Bei Alexander Schlager leben die Hoffnungen indes weiterhin, wenngleich sie sehr leise sind. Der Salzburg-Schlussmann könnte bei entsprechendem Heilungsverlauf nach seiner Meniskus-OP noch verspätet ins finale Aufgebot rutschen, das erst am 7. Juni nominiert werden muss. Bis dahin arbeitet er im gewohnten Umfeld fieberhaft am Comeback. In die EM-Vorbereitung starten mit Patrick Pentz, Heinz Lindner, Tobias Lawal und Niklas Hedl vier Torhüter. Ob letztlich drei oder vier Goalies zur Euro reisen, macht Rangnick von Schlager abhängig, wenngleich der 65-Jährige dessen Einsatz beim Start gegen Frankreich so gut wie ausschließt: „Das halte ich ohne Spielpraxis für sehr gewagt. Wir werden sehen, ob es Sinn ergibt, ihn zu nominieren.“ Lindners Rückkehr nach seiner Krebs-Erkrankung hat eine emotionale Komponente. „Wir haben ihn wegen seiner Erfahrung dazugenommen. Er war unsere Nummer eins. Wäre er nicht erkrankt, wäre er wahrscheinlich immer dabei gewesen.“
Personalsituation: Während Alabas EM-Traum geplatzt ist, lebt jener von Philipp Lienhart. Der Freiburg-Legionär konnte nach seiner Knieverletzung noch kein Mannschaftstraining absolvieren, sei jedoch „auf einem guten Weg“. Dies gilt auch für Kevin Danso und Maximilian Wöber. Das Innenverteidiger-Trio wird vor der Zusammenkunft am 29. Mai „integratives Training“ absolvieren. Vorerst stehen zur Sicherheit sieben potenzielle Innenverteidiger im Aufgebot.
Überraschungen: Weitestgehend setzt Rangnick auf bekannte Gesichter, die bereits unter seiner Anleitung Nationalteam-Luft geschnuppert haben. Die große Ausnahme ist Thierno Ballo, der in dieser Saison beim Wolfsberger AC aufzeigen konnte. „Seine Stärken liegen im Tempodribbling. Bis auf Patrick Wimmer haben wir nicht so viele Spieler mit diesen Vorzügen im Kader“, so Rangnick, „wir wollen uns den Jungen einmal anschauen.“
Hier gibt es den gesamten Kader:
Bundesliga-Vertreter: Ballo ist einer von immerhin neun Akteuren aus der heimischen Liga im vorläufigen Aufgebot. Die größte Fraktion stellt Rapid mit vier Spielern (Niklas Hedl, Leopold Querfeld, Marco Grüll, Matthias Seidl). Von Double-Gewinner SK Sturm wurde wie erwartet Alexander Prass nominiert, der in den vergangenen Wochen verletzte Manprit Sarkaria steht auf Abruf. Hartberg-Stürmer Maximilian Entrup darf sich ebenfalls im Camp beweisen. Rangnick: „Wir haben uns für jene Spieler entschieden, die im Verein gute Form bewiesen, uns in den letzten Lehrgängen überzeugt haben und unseren Fußball am besten umsetzen können.“