Sturm gegen Rapid ist seit jeher das emotionalste Duell im österreichischen Fußball. Beide Klubs dürfen auf eine erfolgreiche Geschichte zurückblicken, beide Klubs mobilisieren Fanmassen, beide Klubs sind Mitgliedervereine und beide Klubs treffen nach 2023 auch heuer wieder im Finale des ÖFB-Cups im Klagenfurter Wörthersee-Stadion aufeinander. Im vorigen Jahr schoss Manprit Sarkaria mit einem Doppelpack die Grazer zum insgesamt sechsten Cup-Titel. Diesmal brennen die Grün-Weißen auf eine Revanche. Aber wer ist im heutigen Spiel (17 Uhr, ORF 1 live) der Favorit? Wir stellen die beiden Vereine gegenüber.
Weg ins Finale. Die Grazer hatten ab dem Achtelfinale mit GAK (3:2/auswärts), Austria Wien (2:0/heim) und Serienmeister Salzburg (4:3/a) drei harte Brocken aus dem Weg zu räumen. Die Hütteldorfer mussten sozusagen „nur“ die Pflicht erfüllen, setzten sich gegen die drei Zweitliga-Klubs Amstetten (5:1/a), St. Pölten (3:1/h) und DSV Leoben (3:0/a) aber souverän durch.
Trainer. Das Verhältnis zwischen Christian Ilzer und Robert Klauß ist spätestens seit der „Spionage-Affäre“ vergangene Woche mit dem verweigerten Handschlag Ilzers vor dem jüngsten Duell kein inniges mehr. Heute sollen beide Trainer wieder auf professionellen Normalbetrieb schalten, wie sie im Vorfeld des Spiels sagten. Der Sturm-Trainer hat einen Titel auf seiner Visitenkarte stehen: den Cup-Erfolg 2023. Klauß holte noch keine Trophäe im Profifußball.
Spieler. Die Grazer haben mehr Akteure mit der besseren individuellen Qualität in ihren Reihen. Otar Kiteishvili oder die Arsenal-Leihgabe Mika Biereth zum Beispiel sind Extraklasse, können Spiele im Alleingang entscheiden. Rapid hat mit Marco Grüll einen Spieler, der über allen anderen in der Rapid-Mannschaft steht. Höchste Gefahr geht aber auch vom routinierten Stürmer Guido Burgstaller aus.
Kollektiv. Erfolg schweißt zusammen. Nicht nur deshalb sind die Grazer eine Einheit, die sich auf dem Platz und abseits des Platzes bestens versteht und harmoniert. Bei Rapid sieht es nicht viel anders aus.
Bilanz. In den ewigen Duellen (seit der Saison 1942/43) liegt Rapid klar in Front: 111 Siege, 58 Unentschieden und 63 Niederlagen weist die Statistik aus. Die Bilanz der jüngeren Vergangenheit (seit der Saison 20/21) sieht anders aus. Sturm feierte in 17 Spielen in Liga und Cup neun Siege, sechs Remis und nur zwei Niederlagen.
Leistungskurve. Sturm ist seit fünf Begegnungen ungeschlagen, holte ein Remis (2:2 gegen Salzburg) und feierte vier Siege – zwei davon gegen Rapid. Die Wiener wiederum sind seit fünf Spielen sieglos. Zwei Remis und drei Niederlagen in Folge zeigen eine negative Tendenz. Ob man die gesamte Vorbereitung auf das Cup-Finale abgestimmt hat, wird man sehen.
Legionäre. Die Schwarz-Weißen sind in Wahrheit ein bunt zusammengewürfelter „Multikulti-Haufen“. 15 Legionäre stehen im Kader und alle haben noch zwei Saisonziele vor Augen: Cup-Sieg und Meistertitel. Bei Rapid zählt man acht Legionäre – neun mit dem deutschen Trainer.
Belastung. Die Grazer sind gefordert, müssen heute abermals alle Kräfte mobilisieren, vor allem nach dem intensiven Liga-Spiel gegen Salzburg (2:2). 46 Partien ist die schwarz-weiße Saison lang. Die Grünen sind ausgeruhter, halten aktuell bei 38 Begegnungen und haben sich in den jüngsten drei Liga-Partien „geschont“.
Erfahrung. Aufgrund der Europacup-Spiele hatten die Grazer zwar eine höhere Beanspruchung zu verkraften, haben dafür aber mehr Erfahrung. Zudem stehen im Kader der Steirer nur fünf Spieler ohne einen Titel im Profifußball (Max Johnston, Javi Serrano, Mika Biereth, Amady Camara, Seedy Jatta). Bei Rapid haben nur vier Spieler „Titel-Erfahrung“: das sind Thorsten Schick, Terence Kongolo, Neraysho Kasanwirjo und Lukas Grgic.