Spaniens Frauen-Fußball kommt nicht zur Ruhe. Nach der Kuss-Affäre rund um den ehemaligen Verbandspräsidenten Luis Rubiales (dieser muss sich derzeit wegen Korruption und sexueller Aggression vor Gericht verantworten) sorgt nun eine neu erschienene TV-Dokumentation im Land der Weltmeisterinnen für Aufregung. Der Grund: Die Doku „Vom Geheimen zu den Siegerinnen“ deckt dabei ein inakzeptables Verhalten des langjährigen Frauen-Nationalteamtrainers Ignacio Quereda auf. Der Madrilene fungierte von 1988 bis 2015 bei insgesamt 142 Spielen als Cheftrainer.
Dabei kommen ehemalige Spielerinnen zu Wort, die dem heute 73-Jährigen schwere Vorwürfe machen. So wie auch Mar Prieto, die behauptet, von Quereda wegen ihrer Figur beleidigt worden zu sein: „So kannst du nicht zur Nationalmannschaft kommen, dickes Mädchen. Nimm ab. Du kannst nicht einmal rennen. Was du brauchst, ist eine Chili-Schote in deinem Arsch.“ Natalia Pablos wirft ihrem Ex-Trainer vor: „Wenn nicht alles so lief, wie er es wollte, gab es Geschrei. Er war ein despotischer Mensch. Das Selbstwertgefühl der Spielerin war gemindert und damit auch ihre Leistung.“
Unzählige Belästigungen
Anschuldigungen gegenüber Quereda gab es bereits lange vor dem Erscheinen der Dokumentation. So schrieb Marta Corredera in ihrem Buch „Nenn sie nicht Mädels, nenn sie Fußballerinnen“: „Ich kann gar nicht die Male zählen, in denen er mein Trikot anhob und sagte: ,Nimm das Piercing ab, das führt zu Infektionen‘.“ Danach habe sie vor jedem Länderspiel-Einsatz ihre Piercings abgenommen und dem Trainer mitgeteilt: „Ich trage sie nicht mehr, du musst nicht mehr nachgucken.“
Weitere diskriminierende Aussagen, die gegenüber Spielerinnen auf der Tagesordnung gestanden haben sollen: „Was sie braucht, ist, dass ihr mal jemand in den Po kneift“ oder „was dir fehlt, ist ein richtiger Mann.“ Zudem soll Quereda Spielerinnen unsittlich berührt haben. Welche Folgen die Dokumentation für den ehemaligen Trainer haben wird, ist offen.